Am Herzen liegt ihm die ökologische Aufwertung. Dazu gehören mehr Freihalteflächen und Buntbrachen, also Ackerland mit Blütenpflanzen für Insekten.
Der Wildhüter Jonas Müller ist mit seiner kleinen Münsterländer Hündin Gaia öfters im Revier Zürich Nord anzutreffen. Er hat den Aufgabenbereich von Erwin Nüesch übernommen, der nach mehr als zehn Jahren in die wohlverdiente Rente ging. Übrigens: Wildhüter ist eine Berufsbezeichnung und kann nur bei einer Anstellung als Wildhüter erworben werden. Erst wenn diese erfolgt ist, kann man die Berufsausbildung als Wildhüter absolvieren.
Im eigenen Baugeschäft tätig
Jonas Müller ist 34 Jahre alt und auf dem Land aufgewachsen. Der Umgang mit den Tieren und der Natur lag ihm früh am Herzen. Er war oft auf dem Bauernhof seiner Verwandten anzutreffen, wo er in den Schulferien tatkräftig mit anpackte. Die Jagd lernte er als Hobby kennen, das sich im Laufe der Zeit zu einer Leidenschaft entwickelte. Parallel zu seiner Tätigkeit im eigenen Baugeschäft legte er die Jagdprüfung ab und später erwarb er auch den Jagdaufseher im Kanton Zürich.
Uni-Abschluss in Wien
Zürich24.ch erkundigte sich bei Jonas Müller nach seinen Erfahrungen in der Wildhut. Er sagt: «Ich war bereits einige Jahre als Jäger im Zürcher Unterland tätig. Im Anschluss schloss ich den Kurs zum Feldornithologen bei BirdLife Schweiz ab. Begleitend absolvierte ich an der ZHAW das CAS Säugetiere – Artenkenntnis, Ökologie & Management. Nach den erfolgreichen Abschlüssen erlernte ich den Akademischen Jagdwirt an der Uni Wien in Österreich. Somit bringe ich ein breites Wissen und praktische Erfahrung im Bereich Jagd und Feldornithologie mit. Als mit der Natur verbundener Mensch entwickelte ich mein Wissen weiter. Heute übe ich meinen Traumberuf als Wildhüter bei der Stadt Zürich aus.»
Wildhüter in einer Grossstadt wie Zürich mit vielen überbauten Flächen. Was bedeutet das überhaupt? Wir haben nachgefragt.
Jonas Müller, was ist eigentlich Ihr genauer Aufgabenbereich?
Ich bin verantwortlich für eines der vier Wildhutreviere in Zürich. Und zwar für Zürich Nord. Insbesondere für den Hönggerberg, den Käferberg, Gebiete beim Katzensee, Hürstwald, Schwandenholz und Reckenholz. Dort betreue ich vorwiegende die Bestände der Rotfüchse sowie des Reh- und Schwarzwilds (Wildschweine). Bei der Suche nach konstruktiven Lösungen benötige ich Feingefühl für das Miteinander und Nebeneinander von Mensch und Natur auf dem Stadtgebiet.
Leben Sie in der Nähe? Können Sie bei einem Wildunfall rasch ausrücken?
Die Wildhüter der Stadt Zürich arbeiten im Schichtbetrieb, auch zu unregelmässigen Zeiten und nachts. Deshalb können Notfälle in Zusammenarbeit mit der Polizei rasch abgedeckt werden.
Auf den 1. Januar 2023 trat das kantonale Jagdgesetz in Kraft, welches u. a. eine saisonale Leinenpflicht der Hunde verlangt. Wie sieht diese aus?
Während der Brut- und Setzzeit der Wildtiere gilt vom 1. April bis zum 31. Juli im Wald und bis 50 Meter ausserhalb des Waldes eine absolute Leinenpflicht für Hunde.
Werden säumige Hundehalter gebüsst?
Wer sich nicht an diese Vorschriften hält, muss mit einer Ordnungsbusse von 60 Franken rechnen. Diese wird durch die Polizei oder den Wildhüter ausgesprochen. Wer seinen Hund wildern lässt, ohne dass dieser ein Wildtier verletzt, wird mit 150 Franken bestraft. Erfolgt die Verletzung eines Wildtieres, gibt es eine Verzeigung an das Stadtrichteramt oder die Staatsanwaltschaft.
Was möchten Sie in Ihrem Revier verändern, welche Visionen haben Sie?
Es liegt mir am Herzen, das Revier Zürich Nord – gemeinsam mit meinen Kollegen vom Naturschutz und Forst – ökologisch aufzuwerten. Dazu gehören Freihalteflächen und Buntbrachen.
Was verstehen Sie unter Freihalteflächen?
Freihalteflächen sind dauernd offen gehaltene grosse Flächen, die in Sturm- und Borkenkäferschaden-Arealen geschaffen werden, um die Bejagung zu erleichtern. Diese Flächen werden jagdlich genutzt, da hier das austretende Rehwild gut sichtbar ist.
Und was sind Buntbrachen genau?
Buntbrachen sind mehrjährige, mit einheimischen Wildkräutern angesäte Flächen oder Streifen auf Ackerland. Sie bieten ein stetiges Nahrungsangebot für blütenbesuchende Insekten vom Frühjahr bis in den Herbst. Die Brachen dienen auch Kleintieren als Überwinterungsquartier. Und sie bieten ein Samenangebot für Vogelarten im Winter. Aufgrund ihrer Mehrjährigkeit und der ökologischen Dienstleistungen gehören Buntbrachen zu den wertvollsten Biodiversitätsförderflächen.