Der «Deal», von dem im Folgenden die Rede ist, scheint ein mässig interessanter Verwaltungsakt zu sein: Die Kantonsapotheke (KAZ), bislang der kantonalen Gesundheitsdirektion unterstellt, wird verselbstständigt und als Aktiengesellschaft dem Universitätsspital Zürich (UZH) angegliedert. Das ist beschlossene Sache, nachdem der Kantonsrat dem «Deal» letzten Herbst zugestimmt hatte und seither kein Referendum ergriffen worden war. Das Gesetz tritt am 1. Mai in Kraft. Verbunden ist es mit einer kleinen Änderung des Gesundheitsgesetzes, die garantiert, dass die AG im Falle ausserordentlicher Situationen wie einer Pandemie zur Versorgung des Gesundheitswesens verpflichtet werden kann. Die Gesundheitsdirektion behält gewisse hoheitliche Kompetenzen.
Das mit der Selbstständigkeit ist ohnehin so eine Sache: Der «Tages-Anzeiger» spöttelte im Herbst nicht ganz zu Unrecht, der Kanton verkaufe die KAZ an sich selbst. Und zwar mit einem dicken Abschreiber, denn die KAZ arbeitet stark defizitär. Der Jahresbericht 2021 weist einen Betriebsverlust von annähernd 7 Millionen Franken aus. Zweifellos besteht die Hoffnung, dass die «selbstständiger» agierende AG besser wirtschaften wird.
Abnehmer und Aktionäre
Keine einfache Aufgabe, denn sie hat einen Klotz am Bein: den 2016 fertiggestellten und 2018 in Betrieb genommenen Neubau in Schlieren, der sofort als «Koloss» bezeichnet wurde. Die Betriebskosten schossen in die Höhe, die von der KAZ angebotenen Medikamente wurden teurer – und damit traf genau das nicht ein, was man sich erhofft hatte: der Gewinn neuer Kunden – ein Teufelskreis. Hauptabnehmer sind damit nach wie vor das USZ und die Psychiatrische Universitätsklinik sowie das Kantonsspital Winterthur und die Integrierte Psychiatrie Winterthur – Zürcher Unterland. Die kantonalen Spitäler werden übrigens noch Jahre zum Bezug ihrer Medikamente bei der KAZ verpflichtet bleiben.
Doch ohne neue Abnehmer wird die Rentabilität der KAZ nicht zu verbessern sein. Und genau das machte den Apothekern im Kanton Sorgen. Sie befürchteten, dass das KAZ vermehrt Medikamente direkt an Patienten abgeben oder ihnen sogar nach Hause senden könnte. Deshalb machten Kreise aus der Medikamentenbranche vergangenen September ein Kaufangebot für die KAZ, das von der FDP-Fraktion im Kantonsrat unterstützt wurde, am Ende jedoch chancenlos blieb.
Und das Stadtspital?
Abschliessend stellt sich die Frage, warum das Stadtspital nicht zu den Abnehmern der KAZ gehört. Als 2016 der Stadtrat aufgefordert wurde, eine Zusammenarbeit mit der KAZ zu prüfen, kam er zum Schluss, dass eine solche erhebliche Mehrkosten zur Folge hätte: «Es sind keine Synergieeffekte auszumachen. Im Gegenteil würde sich das Stadtspital [...] in eine ungewünschte Abhängigkeit bezüglich Herstellungs- und Logistikpro- zessen im Medikamentenbereich begeben.» Das Postulat wurde in der Folge abgeschrieben. Da haben wir ihn, den erwähnten Teufelskreis. Ob er in Zukunft durchbrochen werden kann?