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14.02.2023

Glatt wird weniger gleichförmig

Die Glatt bildet einen natürlichen Schwerpunkt in Zürich Nord. Sie ist aber oft naturfremd kanalisiert. Mit dem Projekt «Fil Bleu Glatt» will man frühere Planungssünden korrigieren.  Bild: zvg./ Kanton Zürich
Das Freiraumkonzept «Fil Bleu Glatt» hat das Ziel, die Uferräume entlang der Glatt zwischen Dübendorf und Opfikon schrittweise aufzuwerten und zugänglicher zu machen.

Bis Ende 2023 wird nun die Glatt im Gebiet Altried in Schwamendingen revitalisiert und naturnah gestaltet.

Die rund 35 Kilometer lange Glatt, die dem Greifensee entspringt und bei Glattfelden in den Rhein fliesst, wurde ab dem 17. Jahrhundert immer mehr begradigt und kanalisiert. Sie wurde bereits mehrmals korrigiert und verlor so immer mehr ihren ursprünglichen Natur­zustand. Im Uferbereich breiteten sich Siedlungen aus, und für die Tier- und Pflanzenwelt verschwand wertvoller ­Lebensraum. Das Freiraumkonzept «Fil Bleu Glatt» sieht deshalb vor, die Uferräume entlang der Glatt zwischen Dübendorf und Opfikon bis 2031 schrittweise wieder aufzuwerten und zugänglicher zu machen. Dafür hat der Kantonsrat 63 Millionen Franken bewilligt. Davon sind 30 Millionen für einen zehn Kilometer langen Glattuferweg vorgesehen, 26 Millionen fliessen in die Revitalisierung des Gewässers und 7 Millionen in den Hochwasserschutz. 

Viele Bäume wurden gefällt

Im letzten Jahr wurde eine 400 Meter lange Strecke bei Dübendorf und Wallisellen im Zwicky-Areal revitalisiert, jetzt wird der anschliessende rund 800 Meter lange Glatt-Abschnitt von rund 30 Metern Breite oberhalb des Fussgängerstegs auf der Höhe der Abwasserreinigungsanlage (ARA) Neugut bis zur Fussgängerbrücke in der Verlängerung der Winterthurerstrasse (Alte Brücke Winterthurerstrasse) im Gebiet Altried naturnah umgestaltet. Die Arbeiten haben Ende letzten Jahres mit der Fällung zahlreicher Bäume begonnen. Die noch stehen gelassenen Stämme und Wurzelstöcke werden im Rahmen der Bauarbeiten ausgegraben und als Material für die Umgestaltung verwendet. 

Attraktives Naherholungsgebiet

Im Rahmen des Projekts werden die ­alten, harten Uferverbauungen entfernt und durch natürliche Materialien wie Baumstämme, Wurzelstöcke und Steine ersetzt. Die Glatt wird kurvenreich angelegt, mit engeren und breiteren Stellen. Dadurch wird die Strömung des Wassers natürlich und abwechslungsreich. Bei der Überführung Neue Winterthurerstrasse entsteht ausserdem ein neuer Teich. Für viele Lebewesen verbessern sich dadurch die Bedingungen. Die Brücken über die Seiten­gewässer Sagentobelbach und Hirzenbach werden neu erstellt und auf eine Tragfähigkeit von 40 Tonnen ausgelegt. Die notwendigen Erneuerungen der Brücken ermöglicht die ökologische Aufwertung der Mündungsbereiche des Sagentobelbachs und des Hirzenbachs für die Fische.

Nahe dem Walliseller Naturschutz­gebiet Grindel entsteht an der Glatt so auch für Schwamendingerinnen und Schwamendinger ein weiteres attraktives Naherholungsgebiet. An mehreren Stellen wird der Zugang zur Glatt verbessert. So gibt es beim Picknickplatz in der Nähe der Abwasserreinigungsanlage zusätzlich eine Treppe mit Steinplatten bis ans Wasser. Weiter unten an der Glatt entstehen zwei Aufenthaltsbereiche mit Sitzgelegenheiten und eine Plattform für Einblicke in die Flusslandschaft. Der neu geschwungen angelegte linksseitige Uferweg folgt mal näher, mal weiter dem Lauf der Glatt und wird verbreitert, damit Velo­fahrende und Fussgänger genug Platz haben. Diesem Uferweg entlang verläuft eine Velohauptroute von regionaler Bedeutung.

Rechtsufrig, im unteren Bereich des Gebiets, entsteht anstelle des heutigen Weges neu ein Trampelpfad durch den Wald. Die Ufer werden nach Abschluss der Bauarbeiten mit standorttypischen Bäumen und Sträuchern bepflanzt. An offenen Stellen werden bunte Blumenwiesen angesät. Die Revitalisierungsmassnahmen betreffen in erster Linie die Stadt ­Zürich, aber auch die Stadt Wallisellen, die beide in die Projektierungsmassnahmen mit einbezogen wurden. 

Bauarbeiten bis Herbst 2023

Aktuell werden nun die Installationsplätze erstellt, die Zufahrten gesichert sowie die Brücken über den ­Sagentobel- und Hirzenbach erneuert. Ab Mai 2023 folgt die Neugestaltung der Glatt und der Uferbereiche. Im Herbst wird das Gebiet neu bepflanzt. Die Baustellenzufahrt befindet sich bei der alten Brücke Winterthurerstrasse. Für einzelne Arbeiten erfolgt die Zufahrt im Bereich des Sagen­tobelbachs oder bei der Brücke Neue Winterthurerstrasse. Aufgrund der Arbeiten werden die Wege am linken und rechten Glattufer abwechslungsweise gesperrt. Eine Umleitung für den Fuss- und Veloverkehr wird vor Ort signalisiert. 

Das Projekt bezweckt die ökologische Aufwertung der Glatt, die Schaffung eines ­attraktiven Grünraums für die Naherholung, den Ausbau der Veloroute und eine Verbesserung der Hochwassersituation. Durch die Aufwertung der Glatt soll ein dynamisches Gewässer mit unterschiedlichen Fliessgeschwindigkeiten und Strömungsrichtungen geschaffen werden. Die Glatt bietet so für einheimische Pflanzen und Tiere wieder unterschiedliche Lebensräume im Wasser und am Ufer an. 

Kosten werden geteilt

Für das Projekt sind Kosten von 4 724 000 Franken vorgesehen, wovon das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) des Kantons Zürich und die Stadt Zürich den grössten Teil tragen. Die Stadt Wallisellen wird den neuen Erholungsstandort beim Picknickplatz finanzieren und unterhalten.

Karin Steiner / Goldküste24