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08.02.2023

«Ich erlebte in Rappi eine sehr coole Zeit»

Frau für alle Fälle und mit Herz für Hunde: Monika Fasnacht (mit Filou). Bild: zVg
Sie war bei «Radio Zürisee» die erste Eishockey-Reporterin der Schweiz. Heute gibt Monika Fasnacht (58) Hundekurse und veranstaltet Jass-Ferien. Und sie ist noch immer eine der beliebtesten Moderatorinnen des Landes.

Monika Fasnacht, sehen Sie sich als Vorkämpferin im Sinne des Feminismus und der Gleichberechtigung?
(lacht) Nein. Ich war mir meiner Sonderstellung anfänglich gar nicht richtig bewusst. Vielleicht ging ich auch deshalb  unverkrampft an die Aufgaben heran. Allerdings war ich nicht die erste Frau auf der Sportredaktion von SRF. Vor mir hatten schon Fiammetta Devecchi und Regula Späni diesen Job gemacht. Noch grösser als im Sport war die Skepsis ohnehin beim Jassen. Als ich 1997 den Donnschtig Jass übernahm, sagte Göpf Egg (der Schweizer «Jasspapst»/die Red.), dass er mir keinen Sommer in diesem Job gebe. Aus dieser wenig verheissungsvollen Prognose sind dann zwanzig Jahre geworden. Mit anderen Worten: Auch ein Profi kann sich irren.

Was waren die grössten Schwierigkeiten in diesen Männerdomänen?
Mit den Kollegen beim Fernsehen hatte ich nie Probleme. Die grösste Herausforderung war es, das Publikum zu überzeugen. Damals standen viele Vorurteile im Raum, dass eine Frau als Sportjournalistin oder Jass-Expertin nicht die nötige Fachkompetenz mitbringen würde. Ich wurde auch immer wieder auf den legendären Versprecher der deutschen Moderatorin Carmen Thomas angesprochen, die als erste Frau im ZDF das „Aktuelle Sportstudio“ präsentierte und bei den Fussball-Resultaten von «Schalke 05» (anstatt Schalke 04) sprach. Das war 1973. Ich begann rund zwanzig Jahre später beim Schweizer Fernsehen. Deshalb war dieser Vergleich doch eher an den Haaren herbeigezogen.  

Mussten Sie als Frau besser sein als Ihre Kollegen?
Ja, das glaube ich. Ich frage mich noch heute: Was, wenn ein Mann von «Schalke 05» gesprochen hätte? Man hätte kaum ein so grosses Aufheben darum gemacht. Oder ihm vielleicht sogar noch einen guten Humor nachgesagt.

Ihre journalistischen Wurzeln liegen in Rapperswil-Jona. Ab 1990 waren Sie eine der populärsten Stimmen auf «Radio Zürisee»….
…. zuerst arbeitete ich für «Radio Pilatus», aber nur zwei Monate. Dann war ich mit «Radio 24» im Gespräch. Aber ich hatte zu grossen Respekt, gleich bei diesem Sender einzusteigen. Schliesslich erhielt ich das Angebot von «Radio Zürisee» – und sagte zu. Es war die goldrichtige Entscheidung. In den nächsten vier Jahren erlebte ich in Rappi eine sehr coole Zeit – mit Kolleginnen und Kollegen, die später auch bei anderen Medien Karriere machten: Stefan Bürer, Stefan Figi, Reto Caviezel, Sandro Brotz, Roman Kilchsperger. Auch Cornelia Bösch begann bei «Radio Zürisee» – aber das war nach meiner Zeit.

Wie ist es zu erklären, dass derart viele der heutigen Topmoderatoren von «Radio Zürisee» kommen?
Wir hatten damals einen wunderbaren Groove auf der Redaktion – und machten die wohl beste Sportwelle weit und breit. Wir berichteten von allen Eishockeyklubs der Region – von Rapperswil-Jona, vom ZSC und von Kloten. Wir deckten die Fussballspiele der Zürcher A-Klubs ab – aber auch diejenigen der regionalen Erstligisten wie Tuggen, Stäfa oder Freienbach. Rückblickend kann man sagen: Radio Zürisee war die beste Talentschmiede der Deutschschweiz.

Heute veranstalten Sie Hundekurse und Jassferien. Vermissen Sie das Schweizer Fernsehen nicht?
Nein. Bei meinem Abgang ist einiges schiefgegangen.  Aber dieses Thema ist abgehakt – umso mehr, als dass ich seit dreieinhalb Jahren die monatliche Jass-Sendung «Top Jass» auf «Tele Top» moderiere – das ist quasi die Fortsetzung im kleinen Rahmen – aber ebenso professionell. Das Format ist mit 250‘000 Zuschauern die meistgeschaute Sendung bei uns – und ein Herzensprojekt von mir. Mein Ehemann Reto May ist für die Sendeleitung verantwortlich. Dani Müller fungiert wie früher bei SRF als Schiedsrichter. Ausserdem hat er zusammen mit seiner Ehefrau Claudia und mir das Konzept ausgearbeitet. Ich bin sehr stolz, dass wir Ende Juni das Jubiläum der 25. Sendung feiern dürfen.

Und wie läuft es mit den Hundekursen?
Sehr gut. Ich habe einen eigenen Trainingsplatz in Dübendorf – mit vielen Stammkunden. Daneben biete ich die Kurse auch an unserem Zweitwohnsitz in Arosa an. Die Aufgabe als Hundetrainerin macht mir enorm viel Spass – auch weil ich vielen Menschen und ihren Tieren helfen kann. Die Jassferien organisiere ich zusammen mit der „Glücks Post“ oder in Eigenregie. Dabei spreche ich auch erstaunlich viele Frauen an. Das liegt wohl vor allem daran, dass ich „Plausch-Jassen“ anbiete – und nicht «Kampf-Jassen».

Was sind Ihre nächsten Ziele?
Reto und ich haben beschlossen, dass wir es 2023 etwas ruhiger nehmen. Wir haben im Zürcher Oberland während der Pandemie ein altes Bauernhaus gekauft und in Eigenregie renoviert. Zuletzt ist eine Holzhütte dazugekommen, die wir zum «Jass- und Event-Chalet» befördern wollen. Grundsätzlich gilt aber fürs nächste Jahr: Jetzt wollen wir ernten, was wir gesät haben.

(Interview: Thomas Renggli)

Besuchten Sie auch: www.monikafasnacht.ch

Thomas Renggli / Goldküste24