Von August 2023 bis April 2024 plant die Stadt Zürich einen Verkehrsversuch. Auf der Bellerivestrasse sollen zwei von vier Fahrspuren für den motorisierten Individualverkehr gesperrt werden. Dafür soll es versuchsweise grosse Velospuren geben. Der Zürcher Stadtrat will so «Erkenntnisse gewinnen» für die bauliche Umgestaltung dieser wichtigen Hauptachse.
Gewerbe wehrt sich
Für die Sperrung bestehe aber keine Notwendigkeit, bekräftigte heute ein gutes Dutzend Mitglieder des Komitees "Bellerive staufrei". Grund: Die Sanierung der Strasse sei erst für 2030 vorgesehen. Und: Bereits heute herrsche auf der Bellerivestrasse fast permanent Stau. "Für Gewerbler und Berufsleute eine unhaltbare Situation", so Marianne Zambotti, Präsidentin Gewerbeverband Bezirk Meilen und Susanne Brunner, Präsidentin des Gewerbevereins Seefeld. Darum werde das Anliegen auch vom Gewerbe unterstützt.
Das breit abgestützte Komitee setzt sich zusammen aus Vertreterinnen und Vertretern aus den Reihen von SVP, FDP, Mitte, Hauseigentümer-Verband, Gewerbeverband Bezirk Meilen, Gewerbeverein Seefeld sowie IG Bellerue. Das Komitee fordert nun den Regierungsrat zum Handeln auf.
«Nicht tatenlos zusehen»
Darum wurden heute Nachmittag über 10000 Unterschriften an Regierungsratspräsident Ernst Stocker (SVP) übergeben. Er wünschte den Petitionären viel Glück, betonte aber, dass er die Unterschriften lediglich im Namen der Gesamtregierung entgegennehme. Domenik Ledergerber, Kantonsrat und Präsident SVP Kanton Zürich sagte, man dürfe nicht tatenlos zusehen, «wie der Zürcher Stadtrat das Stadtgebiet wirtschaftlich und verkehrsmässig von den umliegenden Bezirken abschotte». Zudem sei der Kanton auch aufgrund der Verfassung dazu verpflichtet, sicherzustellen, dass auf Hauptachsen kein Kapazitätsabbau erfolge – auch nicht versuchsweise.
Die Sicht der Stadt
Und so tönt das Projekt aus städtischer Sicht: Die Dienstabteilung Verkehr (DAV) plant von August 2023 bis April 2024 in Zusammenarbeit mit dem Tiefbauamt (TAZ) einen Verkehrsversuch mit einer temporären Spurreduktion durchzuführen. Mit dem Versuch will die Stadt Erkenntnisse für die langfristige bauliche Umgestaltung gewinnen:
- Erhaltung der Leistungsfähigkeit
- Strassenraum mit hoher Verkehrssicherheit, attraktiver Veloroute und sicheren Querungsmöglichkeiten
- Verhinderung von Schleichverkehr durch das Quartier und in angrenzende Gemeinden
- Massnahmen zur Hitzeminderung