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04.02.2023

Auch was gratis ist, hat jemand bezahlt

Auch kostenlose Nachrichten wurden irgendwann bezahlt. (Symbolbild) Bild: Linth24
Viele Dienstleistungen und sogar Produkte sind heute kostenlos erhältlich. Dabei geht leider oft vergessen, dass trotzdem jemand dafür bezahlt hat. Ein Kommentar von Barbara Tudor.

Vieles gibt's heute umsonst. Informationen und News beispielsweise. Das ist gut, hat aber auch seine Schattenseiten. Denn vielen ist nicht bewusst, dass auch eine Meldung, die kostenlos zur Verfügung gestellt wird, gekostet hat. Den Verleger und die Verlegerin nämlich, welche recherchiert, Informationen beschafft, aufbereitet und gedruckt oder online verbreitet. Sie bezahlen Nachrichtenagenturen und Journalistinnen und Journalisten, kommen für Druck- und Vertriebskosten bzw. für Online-Tools und -Applikationen auf.

Gratis vs. abonniert

Eine abonnierte Zeitung oder Zeitschrift finanziert sich über den Verkauf von Abos und Werberaum. Damit werden u. a. die Kosten für die Redaktorinnen und Redaktoren, die Druckvorstufe, den Druck und die Verteilung finanziert. Das war schon so, als 1780 die «NZZ» gegründet wurde – die älteste heute noch erscheinende Zeitung der Schweiz. Das Verhältnis zwischen redaktioneller Leistung und Werbung beträgt ca. 60/40.

Bei Gratismedien wie «20 Minuten», Lokalzeitungen in den Gemeinden wie auch bei News-Portalen wie diesem fallen die Abo-Einnahmen logischerweise weg. Die Kosten müssen zu 100 % über die Werbeeinnahmen gedeckt werden. Das Verhältnis zwischen redaktionellem Inhalt und Werbung liegt bei ca. 50/50.

Es braucht Werbung. Und Medienvielfalt.

Einige schimpfen über die „viele“ Werbung in Zeitungen, Zeitschriften, auf News-Portalen oder in News-Apps (die sie kostenlos herunterladen können). Tatsache aber ist: Ohne diese Werbung würde es kein einziges Medium geben. Die Negativ-Spirale beginnt sich zu drehen:

Würde es keine Medien mehr geben, könnten sich die Menschen nicht mehr so einfach informieren. Würde den Werbeauftraggebern ein wichtiger Kanal wegbrechen, um auf ihre Produkte und Dienstleistungen aufmerksam zu machen, die wiederum wertvoll für die Menschen sind. Gerade das Kleingewerbe ohne grosse Werbebudgets hätte das Nachsehen!

Am Ende bliebe ihnen nur noch der grosse Internetriese oder die sozialen Netzwerke von teils fragwürdigen Besitzern. Die nur den eigenen Profit im Blick haben und nicht die sachliche Informationsvermittlung oder das Lädeli ums Eck…

Wichtiger Lokaljournalismus

Die nationale und internationale Berichterstattung ist mit den grossen Schweizer und ausländischen Verlagen gut abgedeckt. Wer will, kann sich über diese Themen fundiert informieren. Dafür muss man zahlen. Und das ist auch gut so! Denn wie jeder von uns, der arbeitet, will dafür auch anständig bezahlt werden. Genau so auch Journalistinnen und Journalisten.

Die grossen Schweizer Verlage mussten zwar in den vergangenen Jahren Federn lassen. Sie verdienen aber durch geschickte Kooperationen, die Zentralisierung von Redaktionsteams und moderne digitalisierte Prozesse nach wie vor gutes Geld damit. Und die Mitarbeitenden wie Korrespondenten und Redaktor:innen sowie Angestellte im Verlagswesen und Backoffice dürften auch anständige Löhne dafür erhalten. Ebenfalls gut so!

Anders sieht es im Regional- und Lokaljournalismus aus. Wie beim «Lädelisterben» sind in den vergangenen 20 Jahren etliche Regional- und Lokalmedien eingegangen, weil kaum noch jemand bereit ist, für journalistische Leistung zu bezahlen. Kaum ein Regionalverlag kann sich noch eine Lokalredaktion vor Ort mit dezentralen Teams leisten. Weil sie aufwändig ist. Vor allem aber, weil Redaktor:innen mit Lokalbezug rar sind. Dabei kostet eine abonnierte Regionalzeitung meist nicht mal 2.50 am Tag. Wer die News rein digital bezieht, bekommt’s noch günstiger.

Ein wertvolles System

Gemeinden, das Gewerbe, die Vereine und die Bevölkerung, welche noch eine "eigene" Lokalzeitung im Dorf haben, sind privilegiert. Ob nun bezahlt oder gratis. Denn alle stehen in einer ständigen Wechselwirkung zueinander, sind abhängig voneinander.

Die Verlage brauchen die Werbeauftraggeber für die Finanzierung der redaktionellen Leistung.

Die Firmen brauchen die Medien, um ihre Kunden zu erreichen.

Die Leser wiederum brauchen die Verlage, um informiert zu sein - über das Geschehen um sie herum und über Angebote der Firmen.

Diesem wertvollen System sollten wir alle Sorge tragen!

Barbara Tudor / Goldküste24