So tickt Bob-Legende Erich Schärer.
Bob-Legende Erich Schärer: Der Grösste sagt «Adieu»
Erich Schärer ist eine Ikone des Wintersports. Als der heute 76-jährige Herrliberger für den Bob Club Zürichsee noch in den Eiskanälen dieser Welt unterwegs war, regnete es Medaillen. Und oft waren Schärer und sein Anschieber Sepp Benz am schnellsten. 19 WM-Medaillen gewann Schärer – acht aus Gold. Doch ein Erfolg überstrahlt alles: Der Olympiasieg im «Silberpfeil» 1980 in Lake Placid: «Olympisches Gold ist mehr wert als zehn WM-Titel.»
Bauernsohn und Zehnkämpfer
Heute ist seine grosse Passion das Golfspiel. Unlängst brachte ihn dies zum langjährigen Weggefährten Hausi Leutenegger an den Genfersee: «Es ist jedes Mal ein Vergnügen, Hausi zu treffen. Es müsste mehr Menschen wie ihn geben in der Schweiz.» Schärer, als Sohn eines Bauern hoch über dem Zürichsee geboren, war zunächst ein erfolgreicher Leichtathlet; im Zehnkampf gewann er den Titel des Zürcher Kantonalmeisters. Es war die perfekte physische Ausgangslage für seine Bobkarriere: «Wer am Start zu den Besten gehört, kommt auch bei einer schlechten Fahrt ins vorderste Drittel der Rangliste. Wer schlecht startet, schafft es kaum mehr in die erste Hälfte.»
Monobob als Einstieg
Seine Hoffnungen für den Schweizer Bobsport liegen in der modernen Anschiebebahn im Sportzentrum Kerenzerberg GL, dem neuen Eiskanal im österreichischen Bludenz und der neuen Disziplin Monobob, die der Jugend den Einstieg erleichtert und 2022 in Peking die olympische Premiere feierte. Der Altmeister stellt sich mit seinem Beziehungsnetz und seinem Know-how in den Dienst dieser Projekte.
Fürst Albert und König Erich
Doch am Freitag erlebt er in St. Moritz auch einen sentimentalen Moment. Nach 47 Jahren gibt er am grossen Bob-Fäscht seinen Abschied aus dem Vorstand des Bob Clubs Zürichsee, des mit Abstand erfolgreichsten Sportvereins der Schweiz: «Je nach Zählweise haben wir 75 oder 78 Medaillen an Titelkämpfen gewonnen», sagt Schärer. In St. Moritz trifft er an diesem Wochenende auf viele Weggefährten seines Sportlerlebens – und auch auf einige gekrönte Häupter. Fürst Albert von Monaco erweist dem erfolgreichsten Piloten der Schweiz ebenso die Referenz wie Prinz Leopold von Bayern. Sie alle verneigen sich vor dem einzigen König auf Schweizer Eis – vor Erich I.