Was ist Zeit und wie unterschiedlich wird sie wahrgenommen? Auf einer Gratwanderung zwischen persönlichen Empfindungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen nähert sich Aramis Navarro in der Ausstellung «never odd or even» der zeitlichen Dimension an und lotet sie aus unterschiedlichen Perspektiven aus. Die Malerei und ihre vielfältigen Möglichkeiten, das abstrakte Konstrukt der Zeit auf einer zweidimensionalen Fläche darzustellen, geben den Takt vor.
Visualisierung von Zeit durch Malerei
Im Zentrum der ersten institutionellen Einzelausstellung von Aramis Navarro steht die aktuelle Auseinandersetzung des Künstlers mit der visuellen Darstellbarkeit von Zeit durch die Malerei. Die Präsentation von zahlreichen Bildern aus der Serie timestudies – die Navarro 2019 begann und fortlaufend erweitert – erfolgt in der Ausstellung installativ und wird mittels einer raumeingreifenden Inszenierung komplettiert.
Der gezielte Einsatz von Baumaterialien wie Ziegelsteinen, Schalungstafeln und Baugerüsten sowie die Nutzung verschiedener Raumhöhen sollen die Zeit als abstrakte Konstruktion darstellen und deren Wahrnehmung im Ausstellungsraum unterstützen.
Sprache, Phonetik und Schrift
Ein wichtiger Bestandteil von Navarros künstlerische Praxis bildet die akribische Beschäftigung mit Sprache, Phonetik und Schrift. Angetrieben von einem unbändigen Forscherdrang in diesen Bereichen schafft er Zeichnungen, Malereien, Skulpturen, Installationen, Texte und Klänge, die sich durch Poesie, Humor und eine ungezwungene Leichtigkeit auszeichnen.
Da Sprache unsere Zeitgefühle und Zeitverständnisse stark beeinflusst, nimmt sie in der Ausstellung in der *Alten Fabrik einen prominenten Platz ein. Schon als Titel hat Navarro das englische Palindrom «never odd or even» (dt: nie ungerade oder gerade) ausgewählt, das inhaltlich und formal eine Infragestellung der konventionellen linearen Auffassung von Zeit suggeriert und gleichzeitig Raum für weitere Interpretationen lässt.