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28.01.2023

Fünf «Züri-Löwinnen» kreuzten die Klingen

Gutgelaunt (v.l.): Jacqueline Fehr (SP), Priska Seiler Graf (SP), Anne-Claude Hensch (AL). Bild: Pia Meier
Die Frauenzentrale Zürich lud alle Regierungsratskandidatinnen zum Politpodium in die Amboss Rampe an der Neugasse ein. Zu Meinungsdifferenzen führten die Themen Bildung, Justiz und Frauenquoten.

In einer moderierten Podiumsdiskussion gaben die Regierungsratskandidatinnen beziehungsweise «Züri-Löwinnen» Einblicke in ihre eigene politische Laufbahn, ihre politische Tätigkeit und ihre Person hinter der Politikerin. Die bisherigen Regierungsrätinnen Carmen Walker Späh (FDP), Silvia Steiner (CVP) und Jacqueline Fehr (SP) sowie die beiden Herausforderinnen Nationalrätin Priska Seiler Graf (SP) und Kantonsrätin Anne-Claude Hensch (AL) stellten sich den Fragen von Olivia Frei von der Frauenzentrale Zürich.

Für einmal uneinig: Carmen Walker Späh (FDP, l.) und Silvia Steiner (Die Mitte). Bild: Pia Meier

Ein guter Weg, in die Politik zu kommen, ist offensichtlich die Schulbehörde. So ist Hensch in die Politik hineingerutscht. «Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort», meinte sie. «Die Politik beeinflusst wichtige Punkte im Leben. Diese wollte ich mitgestalten», hielt Hensch fest. Aber auch Steiner war in der Schulbehörde und danach im Kantonsrat. Seiler Graf, ehemalige Stadträtin von Kloten und heute Nationalrätin, findet das Amt Regierungsrätin spannend und vielfältig. «Ich möchte mitgestalten und direkt mitbestimmen.» Vom Nationalrat in den Regierungsrat ist für sie kein Abstieg, wie offensichtlich ­einige denken. Der Kanton sei wichtig für die Bildung, für die Gesundheit, aber auch für die Raumplanung. «Der Kanton darf nicht stiefmütterlich behandelt werden», betonte Seiler Graf.

Mehr Frauenpower

Fehr wies darauf hin, dass zwar immer noch mehr Männer als Frauen kandidieren würden, aber bei der Besetzung von Kaderstellen durch Frauen seien grosse Fortschritte gemacht worden. Hensch betonte, dass mehr Frauen hinstehen sollten. «Häufig sind sie auch besser als Männer.» Es brauche kantige Frauen, so Fehr. Bei der abschliessenden spielerischen Runde votierten Fehr, Seiler Graf und Hensch für Frauenquoten, Walker Späh und Steiner dagegen.

Für alle Bildungsstufen zuständig

Zu Diskussion kam es beim Thema Bildung. Steiner hielt fest, dass die Bildungsdirektorin für alle Bildungsstufen zuständig sei. Ihr Ziel sei immer die Stärkung der Schule. Themen, die sie in den nächsten Jahren beschäftigen würden, seien Berufsbildung und Digitalisierung, Frühförderung sowie Neubauten und Erweiterungen. Alles sei in der Pipeline. «Ab 13. Februar will ich Gas geben», betonte sie. Seiler Graf meinte kämpferisch, es sei ja schön zu hören, dass alles in der Pipeline sei. «Aber warum erst jetzt?», fragte sie. Sie verwies zum Beispiel auf die notwendige Entlastung der Klassenlehrpersonen. Eltern würden sich richtig Sorgen machen. Walker Späh konterte und verwies auf die Pandemie. «Es ist nicht richtig, dass in der Bildungsdirektion nichts gemacht wurde in den vergangenen vier Jahren, im Gegenteil», bekräftigte sie. Sie verwies darauf, dass im Kanton Zürich viele Junge und viele Familien leben würden. 150 neue Klassen mussten eröffnet werden. Aber auch in der Bildungsdirektion leide man unter Arbeitskräftemangel wie in vielen anderen Bereichen.
Walker Späh führte zudem aus, wie wichtig die Partei im Hintergrund ist. Diese sei ein Gradmesser, dass das, was den Wählerinnen und Wählern versprochen wurde, auch umgesetzt werde. Die Partei sei gerade bei Frauen ein wichtiger Rückhalt, denn diese würden oft im Wind stehen. Aber natürlich sei man im Regierungsrat Teil eines Gremiums.

Für den Schwächeren einstehen

Beim Thema Justiz wies Fehr darauf hin, dass mehr Männer straffällig würden. Viele seien Wiederholungstäter und ­psychisch belastet. Deshalb müssten im Strafvollzug andere Qualitäten gesetzt werden. Heute gebe es zum Beispiel viel mehr Frauen in der Gefängnisaufsicht als früher. Das Thema häusliche Gewalt beschäftigte die Podiumsteilnehmerinnen stark. Steiner kritisierte Fehr. Häusliche Gewalt gehe zwar in den meisten Fällen vom Mann aus, aber in erster ­Linie gehe es hier darum, dass der Stärkere seine Macht gegenüber dem Schwächeren ausnutze. Deshalb müsse die Justiz allgemein für die schwächere Person einstehen. Walker Späh forderte die Frauen auf, sich zu wehren.

Zankapfel Klimapolitik?

Ein weiteres Thema war die Klimapolitik. Der Kanton hat zum Ziel, die Netto-­Null-Strategie bis 2040 zu erreichen. «Wir realistisch ist dieses Ziel?», meinte Frei. «Es stellt sich immer die Frage, wer macht es», meinte Walker Späh. «Wer hat den Mut, es zu machen.» Zürich sei ein innovativer Kanton, der seine Verantwortung wahrnehme. Sie verwies auf den geplanten Innovationspark mit viel Platz für die Forschung. Weiter hielt sie fest, dass der Kanton Zürich betreffend ÖV Weltbester sei.

Spielerischer Abschluss

Am Schluss gab es noch eine spielerische Fragerunde mit kurzen Antworten. Neben der Frauenquote wurde zum Beispiel gefragt, ob die Regierungsratskandidatinnen Luxemburgerli oder Birchermüesli bevorzugen und wer für die Individualbesteuerung ist. Ausser Walker Späh bevorzugten alle Luxemburgerli, hingegen waren alle für die Individualbesteuerung. Bei der Frage Fleisch oder Veggie gaben Walker Späh und Steiner keine klare Antwort, während Hensch, Fehr und Seiler Graf eindeutig für Veggie waren. Dasselbe wiederholte sich bei der Frage Auto oder ÖV. Hier schwankten Walker Späh und Steiner zwischen den beiden Verkehrsmitteln.

Protokoll der anderen Art

Ein Protokoll der etwas anderen Art führte die Bühnenpoetin und Wortakrobatin Patti Basler. Dieses präsentierte sie den zahlreich erschienenen Frauen. Im Anschluss konnten die Anwesenden noch mit den Regierungsratskandidatinnen ins Gespräch kommen.

 

Wählen? Kurzes Erklärvideo der Frauenzentrale hilft 

Für die Kantonsratswahlen am 12. Februar hat die Frauenzentrale Zürich ein kurzes Erklärvideo gedreht. Darin erklärt Belinda Schweizer, Projektleiterin Politik, in nur vier Minuten, wie man die «Züri-Löwinnen» in den Kantonsrat wählt. Adres­se mit dem Video und weiteren Infos: www.zueri-loewinnen.ch 

Pia Meier/Goldküste24