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Kanton
28.01.2023

Ein Herbst für die Burgunderblutalge

Der revitalisierte Abschnitt des Chriesbachs vor der Mündung in die Glatt (Gemeinde Dübendorf). Bild: © AWEL Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft
Der Zustand der Seen, Fliessgewässer und Grundwasservorkommen im Kanton Zürich hat sich seit 2018 insgesamt etwas verbessert. Dies zeigt der Bericht «Wasser und Gewässer 2022», den die Baudirektion am 18. Januar publiziert hat. Doch der Klimawandel gefährdet bisherige Erfolge im Gewässerschutz zunehmend.

Der neue Bericht über den Zustand der Gewässer im Kanton Zürich für 2022 zeigt Erfolge bei den Gewässerschutzbemühungen. Zum Beispiel können nun dank inzwischen ­sieben aufge­rüsteter Abwasserreinigungs­anlagen auch Mikro­verunreinigungen beseitigt werden. Doch der Klimawandel beeinträchtigt diese Fortschritte.

Nehmen wir den Zürichsee: Sein Wasser ist namentlich im September in 10 Metern Tiefe um über 3 Grad wärmer als früher. Für die Ökologie des Sees wird das zunehmend zum Problem. Die wichtige Phase der Mischung des Wassers im Winter hat in den letzten Jahren wegen des Temperaturüberschusses und der häufigen milden Winter nur noch verkürzt oder in geringere Tiefe ausreichend stattgefunden. Diese Verhältnisse begünstigen die Burgunderblutalge, was das gesamte Seeökosystem stört.

Mikroverunreinigungen: erste Fortschritte

Zurück zu den Mikroverunreinigungen: Die Belastung der Flüsse und Bäche mit Rückständen aus Medikamenten, Kosmetika, Pestiziden und anderen Produkten ist seit 2018 zurückgegangen. Dazu beigetragen hat, dass im Kanton Zürich inzwischen sieben Abwasserreinigungsanlagen (ARA) mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe für Mikroverunreinigungen aufgerüstet wurden; bis ins Jahr 2035 sollen es 34 ARA sein.

Dort, wo die ARA bereits ausgebaut sind, etwa in der Limmat und der Glatt, ist die Belastung deutlich zurückgegangen. Allerdings erfüllten 2021 erst 30 Prozent der Proben die Anforderungen der Gewässerschutzverordnung. Auch die Belastung durch Pestizide aus der Landwirtschaft nimmt tendenziell ab. Eine besondere Herausforderung stellen jedoch hochwirksame synthetische Insektizide dar, die Wasserlebewesen bereits in kleinsten Mengen schädigen.

Revitalisierungen: Weit verbreitete Arten profitieren

Ein anderes Problemfeld für die Gewässerqualität sind die Verbauuungen: Diese beeinträchtigen 43 Prozent der Flüsse und Bäche im Kanton Zürich. Revitalisierungen schaffen wieder mehr naturnahe Abschnitte mit besseren Lebensbedingungen für unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten.

Dort, wo Flüsse und Bäche in den vergangenen Jahren revitalisiert wurden, hat sich der Zustand von Wasserpflanzen und Kleinlebewesen im Wasser verbessert. Allerdings haben vor allem Arten profitiert, die bereits weit verbreitet sind. Seltene und gefährdete Arten sind bisher noch nicht häufiger geworden. Die Zahl der Fische ist seit Längerem rückläufig, und der Zustand der Fischbestände hat sich weiter verschlechtert.

Klimawandel – Trockenheit – hohe Schadstoffkonzentration

Was nun den Klimawandel betrifft: Er hat, neben lokalen Belastungen durch Schadstoffe oder verbaute Ufer, einen immer stärkeren Einfluss auf die Gewässer im Kanton Zürich. Die Auswirkungen sind vielfältig: Vor allem in kleineren Fliessgewässern steigt die Schadstoffkonzentration, wenn sie bei Trockenheit weniger Wasser führen. Steigende Wassertemperaturen und Trockenperioden bedeuten zusätzlichen Stress für die Fische.

In den grossen Seen führen die steigenden Temperaturen dazu, dass sich die Wassermassen im See im Winter weniger stark umwälzen und weniger Sauerstoff in die Tiefe gelangt. Dies hat weitreichende Folgen für das Ökosystem, wie das oben erwähnte Beispiel der Burgunderblutalgen zeigt.

Die gesamte Inhalt des Berichts «Wasser und Gewässer 2022» kann auf der Website des Kantons heruntergeladen werden.

(pd./toh.) / Goldküste24