Die Agenda unserer Welt kennt zwar wichtigere Anliegen als eine Bierleitung und unseliges, zentnerschweres Bank- und Tischgestänge vor dem früheren Stadthaus am Rapperswiler Hauptplatz. Dennoch: Ausgerechnet die Ortsgemeinde Rapperswil-Jona, die mit ihrem gesellschaftlichen und kulturellen Auge noch immer als Garant wichtiger Aufgaben wahrgenommen wird, verstösst mit ihrer geplanten Aussenraum-Bastelei am Hauptplatz in krasser Weise gegen öffentliches Interesse und ortsbildliches Basisgewicht. Die Verantwortlichen der Ortsgemeinde scheinen da plötzlich unseren zentralen Haupt- und Marktplatz der Stadt mit den Münchner Wiesn und dem Wiener Prater zu verwechseln. Seltsam wie unverfroren und ohne jegliche baurechtliche, verkehrstechnische, geschweige denn ästhetische Sensibilität eine Bauanzeige das Bauamt der Stadt erreicht hat.
Die Ortsgemeinde verstösst mit dieser unbedachten Mutprobe und offensichtlicher Unkenntnis der Altstadtschutz-Verordnung Rapperswil sowie des Baureglements Art. 5, das gute Einordnungen ins Ortsbild verpflichtet, gegen jegliches, öffentliches Interesse. Die Bierleitung und das ganze Zubehör tangiert öffentlichen Grund und damit die Interessen aller wachen Bewohnerinnen und Bewohner.
Ausgerechnet die Ortsgemeinde, die sonst lokal für Kontinuität wichtiger gesellschaftlicher, gemeinnütziger und kultureller Leistungen bekannt ist, enttäuscht mit diesem feuchten und hässlichen Fehltritt. Meine eigene Sicht zu baubezogenen Anstrengungen der Ortsgemeinde reicht nun über fünfzig Jahre zurück, ohne je von dieser Seite ein solches Debakel erlebt zu haben. Exzellente Zusammenarbeit mit der Ortsgemeinde erfuhr ich über die Jahre bei Planung und Aufbau des Stadtmuseums, zeitweise auch – zumindest bis 2010 – in der Zukunftsplanung von Schloss Rapperswil.
Und nun plötzlich dieser unsägliche Tiefschlag der führenden Kräfte der Ortsgemeinde mitten in unserer national geschützten Altstadt. Die Ortsgemeinde benötigt jetzt nach diesem Stolperakt auf der prominentesten Bühne unserer Stadt dringend und schleunigst Reputation, eine Art kurzfristige Wiedergutmachung. Die Ortsgemeinde erfüllt bestimmt weiterhin sehr wichtige Aufgaben in unserer Stadtgemeinde, angefangen von der Pflege unserer Wälder, über Wohnsiedlungen, Familiengärten, Pflege der Geschichte bis hin zu den Betten im bedürftigen Alter.
Also: Platz da! Reputation oder auch im Geschäfteführen wieder in Formkommen könnte die Ortsgemeinde rasch und leise gleich noch diesen Januar gelingen, in dem die Verantwortlichen die Baueingabe, dieses Präjudiz mit schweren Folgen, gleich selbst schubladisieren. O'zapft is!
Bitte einfach subito, noch vor der Fasnacht?