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25.01.2023

Drei Gemeinden für Variante «Tunnel tief» zusammen

Autobahnkreisel Betzholz in Hinwil. Bild: FDP Wetzikon
Wetzikon, Hinwil und Gossau ZH wollen die Variante «Tunnel tief». Sie fordern, dass diese Variante für die Oberlandautobahn weiterverfolgt und realisiert wird.

Im Zürcher Oberland besteht seit Jahrzehnten ein akutes Verkehrsproblem. Die Autobahn N15, welche das Brüttiseller-Kreuz und Reichenburg verbindet, ist nicht durchgehend. Zwischen Hinwil/Betzholz und Uster fehlt das Verbindungsstück. Deshalb quält sich der Verkehr täglich stockend auf normalen Hauptverkehrsstrassen durch die Gemeinden Aathal, Wetzikon und Hinwil.

Unerwünschter Ausweichverkehr

Die Stauzeiten führen zu unerwünschtem Ausweichverkehr, welcher sich Schleichrouten durch Weiler und Wohnquartiere der angrenzenden drei Gemeinden sucht. Denn auf der Achse Uster-Wetzikon-Hinwil hat in den vergangenen 30 Jahren der Verkehr um satte 50 % zugenommen, wie die drei Gemeinden in ihrer Mitteilung schreiben. Zurzeit fahren täglich 30'000 Fahrzeuge auf dieser Achse. «Die Einwohnerinnen und Einwohner leiden unter Verkehr und Lärm.»

Das Problem ist längst bekannt, und der Kanton hat deshalb den Lückenschluss schon vor Jahren in den kantonalen Richtplan aufgenommen. Dass nun das Bundesamt für Strassen ASTRA das Projekt konkret an die Hand nimmt, wird von den Gemeinden Wetzikon, Hinwil und Gossau «ausdrücklich begrüsst».

Zwei Lösungsvarianten im Gespräch

Für die Linienführung zwischen Wetzikon West und dem Betzholz existieren aufgrund der vorausgegangenen Planung des Kantons Zürich zwei Lösungsvarianten: einerseits die im Richtplan vermerkte, oberflächennahe Linienführung über das Gemeindegebiet Gossau ZH zur Forchstrasse und von da über die entsprechend ausgebaute Forchstrasse in Richtung Hinwil/Rüti respektive in Richtung Autobahn N3; andererseits die Variante «Tunnel tief», die vom Anschluss Wetzikon West in kompaktem Felsen direkt zum Kreisel Betzholz führt, ohne Naturschutzobjekte zu tangieren, und ab da in Richtung Rapperswil und Autobahn N3.

Aktuell stehen zwei Varianten zur Diskussion: Die Variante gemäss Richtplan mit teilweise offener Linienführung (rot) sowie die Variante "Tunnel tief" (blau). Bild: zvg

Wetzikon, Hinwil und Gossau für «Tunnel tief»

Die betroffenen Gemeinden Wetzikon, Hinwil und Gossau sind sich einig, dass die Variante «Tunnel tief» die richtige Lösung für den Lückenschluss darstellt. «Sie verursacht nur geringe Eingriffe in die Landschaft, schont die Siedlungen und die Natur, verhindert Lärmprobleme und entspricht der bereits vor Jahrzehnten mit dem Bau des Betzholzkreisels teilrealisierten Idee, die N15 von Uster ostwärts zu verlängern und mit der Autobahn N3 zusammenzuschliessen», schreiben die drei Gemeinden in ihrer gemeinsamen Medienmitteilung.

Aufbauend auf einer weitgehend bestehenden Verkehrsanlage erlaube der Anschluss beim Betzholzkreisel eine Anknüpfung an das bestehende Autobahnnetz, ohne Siedlungen nachhaltig zu beeinträchtigen.

Offene Linienführung: «massiver Eingriff in das Naherholungsgebiet»

Die aus Sicht der drei Gemeinden deutlich schlechtere Richtplan-Variante hingegen habe im Bau- und Betriebszustand zwischen Wetzikon West und dem Betzholz erhebliche Auswirkungen auf bestehende Siedlungsgebiete und die heute intakte Landschaft mit hohem Naherholungswert. So stelle die Linienführung der Oberlandautobahn gemäss Richtplan mit einer oberflächennahen, in den Abschnitten zwischen Gossau-Dorf und Gossau Grüt, der Verzweigung Gossau-Oberottikon offenen Trassierung und einem massiven Ausbau der offen geführten Forchstrasse zwischen dem Dorfteil Ottikon und dem Betzholz, einen massiven Eingriff in das Naherholungsgebiet der Gossauerinnen und Gossauer dar. «Die Bevölkerung würde mit Lärm, Luftverschmutzung usw. belastet», so die Ansicht der drei Gemeinden. Hinzu komme die langjährige Bauphase und die vorgesehene Realisierung mehrheitlich im Tagbau mit entsprechender Beeinträchtigung der Lebensqualität in Gossau ZH mit seinen Wachten.

Hinwiler Weiler würde unbewohnbar

Durch die angedachte Anpassung der Linienführung beim Betzholzkreisel und die damit verbundenen Terrainveränderungen würden die neuen Strassenbauten direkt durch den historisch gewachsenen Hinwiler Weiler Affeltrangen führen und diesen zerstören resp. unbewohnbar machen, schreiben die Gemeinden weiter.  «Einzelne Gebäude würden massivst beeinträchtigt oder müssten sogar komplett abgebrochen werden.» Selbst mit Lärmschutzmassnahmen würde ein Leben im Weiler verunmöglicht werden. Darüber hinaus würde sich das Tunnelportal des Anschlusses Wetzikon nach Ansicht der Gemeinden bei der Richtplanvariante aufgrund der Geometrie optisch und lärmtechnisch stärker auf das angrenzende Siedlungsgebiet der Stadt Wetzikon auswirken, als bei der Variante «Tunnel tief».

Zudem sei zu erwarten, dass bei der Richtplanvariante ein grosser Verkehrsanteil, welcher Ziel und Quelle in der Industrie- und Gewerbezone Wässeri (Hinwil) hat, aufgrund der längeren Fahrstrecke zwischen Anschluss Wetzikon und Betzholzkreisel den Anschluss Wetzikon bevorzugen und somit das Siedlungsgebiet der Stadt Wetzikon weiter belasten würde.

«Tunnel tief» hätte auch Vorteile für Wetzikon

Bei der direkten Linienführung von «Tunnel tief» hingegen würde anteilsmässig mehr Quell- und Zielverkehr von und nach Hinwil über diese neue Achse abgewickelt werden, was sich günstiger auf die Verkehrssituation in der Stadt Wetzikon auswirken würde, so die Mitteilung.

Gemeinsam fordern die Gemeinden Wetzikon, Hinwil und Gossau deshalb, dass explizit und ausschliesslich die Best-Variante «Tunnel tief» in der zukünftigen Planung weiterverfolgt wird mit direkter, eventuell weiter optimierter Linienführung zwischen Wetzikon West und dem Betzholz gemäss vorliegendem Synthesebericht und der Empfehlung des Kantons Zürich.

Richtplanvariante «nicht akzeptabel»

Den Auswirkungen auf die Bevölkerung und die Umwelt sowie den veränderten Verkehrsflüssen des Ziel-, Quell-, und Durchgangsverkehrs sei dabei besonders Rechnung zu tragen. Die Richtplanvariante sei für die direkt betroffenen Gemeinden nicht akzeptabel und klar zu verwerfen.

Gemeinsames Schreiben ans ASTRA

Die drei Gemeinden haben in einem gemeinsamen Schreiben ihre Haltung dem Bundesamt für Strassen ASTRA mitgeteilt und dabei auch gefordert, als direkt Betroffene in allen Planungsschritten miteinbezogen zu werden. «Allen drei Gemeinden ist es ein grosses Anliegen, dass das Projekt «Lückenschluss Oberlandautobahn» nun rasch möglichst vorangetrieben wird und siedlungs- und umweltverträglich endlich eine grosse verkehrliche Entlastung erzielt werden kann. Die Variante «Tunnel tief» ist dafür die ideale Lösung.»

Zürioberland24/Goldküste24