Für die einen ist es woker Mainstream, für die anderen längst überfällige Aufarbeitung: «Blinde Flecken – Zürich und der Kolonialismus» nennt die Stadt Zürich ihre neuste Ausstellung im Stadthaus, mit der sie «ein grösseres Bewusstsein für die kolonialen Verflechtungen Zürichs schaffen» will, wie sie in einer Medienmitteilung schreibt.
Die Pracht des Kolonialismus in Riesbach
So richtig plakative kolonialistische Zeugnisse finden sich in der Innenstadt allerdings kaum – es sei denn, man rechnet den berühmten «Schwarzenbach» dazu, ein Kolonialwarengeschäft wie aus dem 19. Jahrhundert mit allem, was Asien und Afrika an Genussmitteln hergeben. Wer Monument gewordenen Kolonialismus sucht, unternimmt am besten einen kleinen Spaziergang vom Hegibachplatz durch den Botanischen Garten zur Zollikerstrasse 128. Hier, an der Strasse der Reichen in Riesbach, steht die Villa Patumbah, ein Prachtstück historistischer Architektur, gespickt mit Anspielungen auf die ostasiatische Kulturgeschichte; erbaut hat sie sich der mit einer Tabakplantage auf Sumatra reich gewordene Karl Fürchtegott Grob in den Jahren 1883 bis 1885.
Koloniale Unternehmungen mit Zürcher Beteiligung
Die Ausstellung wird am 20. Januar eröffnet und dauert bis zum 15. Juli. Kuratiert wird sie von der Historikerin Manda Beck und dem Historiker Andreas Zangger, die sich folgende Fragen gestellt haben: Wie waren die Zürcher an kolonialen Unternehmungen beteiligt? Welche Auswirkungen hatten die Verstrickungen Zürichs auf die Menschen in den Kolonien und was bewirkten sie hier in der Stadt? Und zuletzt: Was hat das heute mit uns zu tun? Wir vermuten: viel mehr als nur Kaffee und Tabak ...