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21.01.2023

Aktienmärkte konsolidieren sich

Äusserungen von Notenbank-Vertretern zu möglichen weiteren Leitzinserhöhungen drückten laut Christopher Chandiramani auf die Stimmung. Bild: Linth24
Nach der überraschende Erholung von 6 Prozent zum Jahresstart, jetzt leichte Bremsspuren wegen Inflations- und Zins-Befürchtungen.

Äusserungen von Christine Lagarde, Chefin der Europäischen Zentralbank EZB, und von Thomas Jordan, Vorsitzender der Schweizerischen Nationalbank SNB, sowie seinem Vorgänger Philipp Hildebrand, dass weitere Leitzinserhöhungen in diesem Jahr möglich seien, drückten auf die Stimmung. Die Inflation sei einfach zu hoch, und das Risiko einer weiteren Lohn-Preisspirale halte an, wurde erwähnt.

Auch sonst konnten die Erwartungen an das WEF nicht erfüllt werden, welches vom 16.-20. Januar stattfand. Gegen die Explosion der Energiepreise, generelle Inflation, Ukrainekrieg und die weltweiten wirtschaftlichen und sozialen Ungleichgewichte wurden keine oder nur ungenügende Rezepte präsentiert.

Deutschland hat einen neuen Verteidigungsminister namens Boris Pistorius. Er folgt auf die zurückgetretene Christine Lambrecht. Deutschland tut sich schwer mit der Entscheidung bezüglich Lieferung von Leopard-Panzern an die Ukraine. Die übrigen EU- und NATO-Länder, Grossbritannien und die USA liefern bereits Rüstungsgüter und verstärkte Wiederaufbauhilfe.

In Frankreich gab es Proteste gegen die geplante Rentenreform. Die Beteiligung der Bevölkerung war gross. Die Regierung mit Präsident Emmanuel Macron möchte das Rentenalter von 62 auf 64 erhöhen. Die Behörden gingen von über 1 Million Teilnehmenden aus, die Gewerkschaften nannten noch höhere Zahlen bezüglich Protestierenden auf der Strasse.

Unternehmensnachrichten

Nach Massenentlassungen bei den US-amerikanischen Konzernen Amazon, Twitter, Microsoft und Meta (Facebook) wurden auch Kündigungen bei Alphabet (Google) in Aussicht gestellt. Mehr als 12'000 Stellen sollen abgebaut werden, also rund 6 Prozent der weltweiten Belegschaft. Die ganze Branche sei in einem massiven Strukturumbruch, hiess es.

Beim Detailhandel klingen die Kassen. Die Supermarktgenossenschaft Migros möchte schweizweit mindestens 50 weitere Filialen eröffnen. Die Gruppe hat im Jahr 2022 einen Rekordumsatz von über CHF 30 Mrd. erzielt.

Die Zürcher Oberländer Belimo wächst ebenfalls weiter. Der Umsatz stieg gemäss Firmenangaben gegenüber 2021 um 10.7 Prozent auf CHF 847 Mio. Belimo ist Hersteller von Antrieben (bürstenlosen Stellmotoren), Ventilen und Sensoren für die Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik.

Die Apothekerkette Galenica knackte 2022 beim Umsatz zum ersten Mal die 4-Milliarden-Franken-Marke (4.01 Mrd.), plus 4.7 Prozent im Vergleich zu 2021. Grippemedikamente, Corona-Tests und Sonnenschutzmittel waren die Umsatzrenner.

Beim Schokoladehersteller Barry Callebaut stieg der Umsatz im ersten Quartal (Jahresabschluss Mitte Jahr) um 3.8 Prozent auf CHF 2.110 Mrd. Die Margen verbesserten sich stark.

Der Luxusmarkenkonzern Richemont legte am Mittwoch die Zahlen zum dritten Geschäftsquartal vor. Von Oktober bis Dezember kletterte der Umsatz von Richemont um 8 Prozent auf 5.40 Mrd. Euro.

Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen den Textilmaschinen-Konzern Rieter. Es geht angeblich um Schmiergeldzahlungen nach Usbekistan. Die Strafbehörden durchsuchten die Büros der Firma.

Bei der Baloise Versicherung verlässt Konzernchef Gert De Winter das Unternehmen per Mitte 2023.

Aussichten

Die Investoren warten gespannt auf die Dividendensaison, welche in Kürze beginnt. Grosskonzerne wie die Basler Pharmaindustrie und Nestlé könnten ihre Gewinne und Dividendenausschüttungen halten oder leicht steigern, ebenso die Versicherungen und Kantonalbanken, bei den letzteren infolge höherer Kreditzinsen. Für die Industrie war das Umfeld schwieriger, infolge Währungen, Lieferengpässe und Fachkräftemangel.

Für 2023 rechnet man nochmals mit einer Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik. Die Wachstumsperspektiven für die globale Wirtschaft bleiben getrübt. Die Inflation dürfte im besten Fall ihren Höhepunkt erreichen. In diesem Zusammenhang ist es möglich, dass sich der Zinszyklus im laufenden Jahr seinem Ende nähert.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Goldküste24