- Lorenz Steinmann
Die alten, nicht sonderlich beliebten Boote «Felix», «Regula» und «Turicum» gehen vermutlich an den Hersteller der neuen Boote in Stralsund an der Ostsee.
Im Sommerhalbjahr verkehrten jeweils die drei Limmatschiffe «Felix», «Regula» und «Turicum» auf der Limmat und im unteren Seebecken. Obwohl es darin ziemlich heiss werden konnte und man manchmal die Dieselabgase roch, waren sie für schwimmende Stadtrundfahrten durchaus beliebt. Auch dass sie bei möglichen Havarien ein Sicherheitsrisiko darstellen, störte bisher niemanden. Und doch macht die Schifffahrtsgesellschaft nun einen Schritt in die Zukunft und ersetzt die Dieselboote durch solche mit Elektroantrieb.
Eins der drei Boote wurde kürzlich auf dem Zürichsee gesichtet. Erster Eindruck: schnittig, aber mit der eckigen Frontscheibe auch ein bisschen Retro. Bei Automobilen würde man sagen: Es ist ein Stil, den es eigentlich nicht mehr gibt. Eher Citroën Ami 6 oder Aston Martin Lagonda. Eisenbahnfans denken zudem an französische Lokomotiven der 1980er-Jahre, die folgerichtig «Nez cassé» («gebrochene Nase») genannt werden. Aber seis drum. Entscheiden werden die Fahrgäste.
Gebaut in der Nähe von Rostock
Roman Knecht, Direktor der Zürichsee Schifffahrtsgesellschaft (ZSG), bestätigt die Beobachtung des neuen Kahns. «Derzeit wird unser Personal auf dem neuen Schiff geschult. Die neuen Schiffe werden ab Anfang April im Linienverkehr eingesetzt», so Knecht. Erstmals werden bei der ZSG drei vollelektrische, solarbetriebene Boote zirkulieren. Gebaut hat sie die norddeutsche Firma Ostseestaal in Stralsund an der Ostsee. Kosten: 6,5 Millionen Franken.
Die Werft hat eine bewegte Geschichte. Gegründet wurde sie 1996, also nicht lange nach dem Fall der Mauer im Jahr 1989. Vor 13 Jahren schon wurde ein erstes Solarschiff ausgeliefert. Vor etwas über einem Jahr gelang es unter anderem, vom Stadtverkehr Lübeck den Zuschlag für den Bau einer Elektro-Autofähre zu erhalten. Die Doppelendfähre befindet sich derzeit in der Endfertigung und wird ab März 2023 den Lübecker Stadtteil Travemünde mit der Halbinsel Priwall verbinden.
Dies als Wink mit dem Zaunpfahl dafür, dass auf dem Zürichsee auch noch das eine oder andere ältere Schiff mit Dieselantrieb verkehrt. Nicht auf öffentliche Forderungen eingetreten ist bisher übrigens die Zürcher Kantonalbank, anstelle der gescheiterten Seilbahn über den Zürichsee Solarboote für die öffentliche Schifffahrt zu finanzieren.
Doch zurück zu den neuen Limmatschiffen. Wie werden sie heissen? «Die Namen der neuen Schiffe verraten wir noch nicht. Sie werden anlässlich der Schiffstaufe am 31. März bekannt gegeben», sagt Roman Knecht. Und was passiert mit den alten Booten? Diese gehen vermutlich an den Hersteller der neuen Schiffe in Stralsund, heisst es dazu von der ZSG.