Seit dem 13. Jahrhundert sind Karten in Europa als rechtlich relevante Systeme der Aufzeichnung fassbar. Die Produktion von Karten geht einher mit der zunehmenden Verschriftlichung von Herrschaftsverwaltung und Rechten. Mit Karten versuchen politische Akteure, ihre Rechte auf Güter und Einkünfte zu beweisen und Grenzen rechtlich zu fixieren. Sie greifen dabei auf ganz unterschiedliche Formen der Darstellung zurück. Ebenso vielfältig sind die Funktionen, die Karten im Rahmen der Konfliktaustragung zugesprochen werden. Die exakte Vermessung der Topografie spielte in der frühen Phase der Kartenproduktion jedoch noch eine untergeordnete Rolle.
Von Grenzmauern, Fischereirechten und illegal weidendem Vieh
Im Vortrag werden verschiedene Konflikte und Karten aus dem Zeitraum von 1250 bis 1728 präsentiert. Die älteste Manuskriptkarte aus dem Staatsarchiv Schwyz beispielsweise stammt von 1566 und dokumentiert einen Streit um Weiderechte auf der Ruosalp im Bisistal. In Genf stritten sich 1429 der Bischof und der Herzog von Savoyen so sehr, dass sie eine Mauer quer durch die Stadt bauen wollten und dieses Vorhaben kartieren liessen. Und die Aussage eines 93-jährigen Fischers über die Grenzen von Fischereirechten im Vierwaldstättersee erschien 1642 derart autoritär, dass sie auf eine Karte gebannt wurde.