Problemlos konnte man von Stäfa nach Wädenswil spazieren, ohne dass man nasse Füsse bekam.
Die Zürichsee-Zeitung berichtete schon damals ab Mitte Januar fast täglich über die Entwicklung auf dem See. Sogar eine Gruppe von Kamelen des Zirkus Knie machte ihren Morgenspaziergang von Rapperswil aus über den gefrorenen See. Doch das war nicht die einzige Attraktion während der fünfwöchigen Seegfrörni vor 60 Jahren.
Einzelne Gemeinden erstellte kleine Eisflächen, doch grösstenteils war anstatt einer spiegelglatten Eisfläche eine verschneite Fläche mit zertrampeltem Schnee anzutreffen. Gemeinden und Schulen sollten auf den Aufruf der Zürichsee-Zeitung hin, das Eis vor ihrem Ufer von Schnee befreien. Das taten auch Schulklassen von Rapperswil und Stäfa. In Meilen besorgten es Strassenwärter. Nach sechs Tagen war eine vier bis sechs Meter breite Eisstrasse fertiggestellt worden. Die Schülerinnen und Schüler bekamen zwei schulfreie Nachmittage.
Einige liefen auf der Eisfläche zur Ufenau. Der Ansturm war gewaltig. Die Wirtschaft kapitulierte leider vor dem Rummel und hielt die Pforten geschlossen. Laut der Kantonspolizei waren an einem Wochenende mehr als 150'000 Menschen auf dem Eis.
Ein Ufenau-Besitzer hatte eines Morgens keine Eier mehr im Hühnerstall. Vielleicht war er das Opfer eines allzu ungenierten Selbstversorgers, so der ehemalige Autor der Zürichsee-Zeitung.
Nicht einheitliche Regeln rechts und links
Einige Gemeinden der Goldküste entschieden sich, die Polizeistunde von 23 auf 4 Uhr zu verlängern. Ein Gemeinderat vom rechten Zürichseeufer hatte die Idee einem Nachbar des linken einen Besuch abzustatten, doch leider war niemand mehr in der Gaststätte ausser einer zornigen Frau. Dieser Gemeinderat machte den Vorschlag, dass an beiden Zürichseeufern eine verlängerte Polizeistunde gelten könnte. Dass das Betreten der Eisfläche bei Dunkelheit verboten war, kam nicht zur Sprache.
Die Fahnenübergabe des Gebirgsinfanteriebataillons 37 nahm sein Feldzeichen auf dem Eis in Thalwil entgegen, also auf «Neuland».
Am 8. März 1963 war Schluss
Am 28. Februar 1963 hatte das Eis einen lange Riss, der sich in der Mitte des Sees parallel zum Ufer zwischen Erlenbach und Herrliberg beziehungsweise Thalwil und Oberrieden gebildet hatte. Beim Riss wurde das Eis in die Tiefe gedrückt und war bis zu zwei Meter vom Wasser überflutet.
Ganz verboten wurde das Betreten der Eisfläche am 8. März 1963. Gegen Ende März wurde es nochmals kalt, doch der Abbau des Eispanzers war nicht mehr zu bremsen. Die erste Eisbrecherfahrt unternahm das Schiff «Wädenswil» am 25. März. Der Kapitän musste jedoch wieder umkehren, weil das Eis stellenweise immer noch dick war. Doch als der Föhn wenig später einsetzte, war die Geschichte der Seegfrörni endgültig fertig.