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08.01.2023

80 Bäume warten im Zürcher Oberland auf Paten

Die 98-jährige Buche steht in Gossau ZH. Die Patenschaft kostet 120 Franken. Bild: deinbaum.ch
Der Verein deinbaum aus Wetzikon möchte mit Baumpatenschaften alte Bäume in der Schweiz schützen. Das soll Waldbesitzer:innen ermuntern, alte Bäume langfristig stehen zu lassen.

Im Zürcher Oberland warten über 80 Bäume auf Paten.

Wälder und ihre Bäume sind nicht nur schön, um darin spazieren zu gehen. Sie sind unverzichtbar für uns Menschen, Tiere und Pflanzen. Sie stellen Sauerstoff her und geben diesen an die Luft ab. Ein ausgewachsener Baum liefert jeden Tag etwa so viel Sauerstoff wie 10 Menschen zum Atmen brauchen.

Teil eines wichtigen Öko-Systems

Bäume haben aber auch noch weitere wichtige Funktionen: Sie sind Lebensraum für Tiere, Pflanzen, Pilze und Bakterien. Je grösser die Krone und je dicker der Stamm, umso grösser ist der Platz, der von den vielfältigsten Organismen besiedelt werden kann.

Dabei nehmen die Artenvielfalt und die Anzahl der Baumbewohner mit der Grösse des Baumes und dem Alter zu, vor allem bezüglich Moose und Flechten. Dieser Baumbewuchs wiederum liefert die Lebensgrundlage für Bakterien und Kleintiere wie Tausendfüssler, Asseln, Insekten, Spinnen usw., die in Bäumen leben. Insbesondere die Insekten wiederum stellen eine wichtige Nahrungsgrundlage für Vögel und Säugetiere dar.

Bäume mit Patenschaften retten

Dem Schutz von alten und seltenen Bäumen hat sich der Verein deinbaum aus Wetzikon verschrieben. Denn seiner Meinung nach werden diese Bäume in der Schweiz zu wenig geschützt. Grund sei, dass der Wald im Mittelland grösstenteils wirtschaftlich genutzt werde und einen Ertrag abwerfen müsse. Mit Baumpatenschaften möchte deinbaum erreichen, dass Waldbesitzer die alten Bäume stehen lassen.

Die 50-jährige Weisstanne mit dem Namen «Struwelpeter-Tanne» steht in einem Wald in Grüningen. Bild: deinbaum.ch

Faszination für die "Grossväter von Bäumen"

Es habe vor allem zwei Gründe gegeben, welche die beiden Forstfachleute, Dominik Scheibler und Stefan Burch, motivierten, mit dem Projekt zu starten: «Erstens war es der Wunsch, etwas gegen den Mangel an alten Bäumen in unseren Wäldern zu unternehmen. Zweitens war es schlicht die Faszination für diese erstaunlichen Kreaturen.» Stefan Burch nennt die Bäume auch gerne "Monumente", was die Faszination für diese "Grossväter von Bäumen" gut beschreibe.

deinbaum war zu Beginn ein Projekt der Forstreviergenossenschaft Hinwil-Wetzikon. 2017 wurde es in einen eigenständigen Verein überführt. Heute engagieren sich sechs Personen für das Projekt (siehe Info-Box). Seit Herbst 2022 ist deinbaum auch in den Kantonen Tessin, Basel Landschaft und Schaffhausen mit Patenbäumen vertreten.

Entschädigung, damit nicht gefällt wird

Die Preise der Patenschaften sind so gestaltet, dass es für den Waldeigentümer auf das gleiche herauskommt, ob er den Baum fällt oder ihn für eine Baumpatenschaft von deinbaum frei gibt. «Damit wollen wir die Waldbesitzer motivieren, ihre Bäume langfristig stehen zu lassen.»

Es handle sich um faire Preise gegenüber den Waldeigentümern, aber auch gegenüber den Baumpaten. Die Kosten für Baumkartierungen, Bereitstellung der Bäume auf der Webpage und die nötigen weiteren administrativen Aufwände wie etwa das Vertrags- und Rechnungswesen, werden zu 100 Prozent durch Spenden abgedeckt, so der Verein.

5-jährige Patenschaft mit Option auf Verlängerung

Eine Baumpatenschaft wird für fünf Jahre abgeschlossen und kann auf Wunsch verlängert werden. Im Zürcher Oberland warten aktuell über 80 Bäume auf Paten. In Grüningen beispielsweise gibt's eine 194-jährige Eibe, in Rüti eine 138-jährige Rot-Buche und in Hinwil sogar ein 270-jähriges Urgestein, eine Stiel-Eiche, die allerdings bereits Paten gefunden hat.

In der Online-Baumgalerie auf deinbaum.ch kann man sich seinen Wunschbaum aussuchen. Hat man ihn gefunden, kann man eine Patenschaft beantragen.

Die 101-jährige Buche mit dem Namen "Pinocchio" steht in einem Wald in Rüti ZH. Bild: deinbaum.ch

Die Köpfe hinter deinbaum

deinbaum wurde 2014 von Dominik Scheibler (MSc Umweltwissenschaften) und Stefan Burch (Förster HF) ins Leben gerufen. 2017 wurde das Projekt in einen eigenständigen Verein überführt. Damit stiessen Samuel Wegmann (Forstingenieur ETH) als erster Vereinspräsident und Daniel Krapf (Treuhänder) als Revisor dazu. Dominik Scheibler übernahm die Geschäftsführung und die Funktion des Kassiers. Seit 2018 unterstützt Thabea Frasch (BSc Betriebsökonomie) als Projektleiterin und führt als Co-Geschäftsführerin seit 2021 zusammen mit Dominik Scheibler die Geschäftsstelle. www.deinbaum.ch

Barbara Tudor/Goldküste24