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Kanton
06.01.2023

Das neue Fütterungsverbot sorgt für Zoff

Wenn es nach den Behörden geht, soll Tauben füttern ein Bild der Vergangenheit sein. Bild: Lorenz Steinmann
Seit Anfang Jahr gilt ein neues Jagdgesetz, das die Fütterung von Tauben bei Busse bis 200 Franken verbietet. Das kommt nicht überall gut an.

Sogar Unterschriften werden gesammelt, um die Tauben weiterhin verköstigen zu dürfen.

Es ist die neue kantonale Jagdverordnung, die in Zürich momentan für Unruhe sorgt. Dabei geht es nicht um Hirsche, Rehe oder Wildschweine. Nein, es geht um die Tauben, von denen es in der Stadt Zürich 16000 Stück haben soll. In den Amtsstuben hat man beschlossen, dass die Zürcher Tauben neuerdings als Wildtiere eingestuft werden. Darum gilt für sie seit dem 1. Januar 2023 das kantonale Jagdgesetz, das kürzlich revidiert wurde. 

80 Tonnen Kot

Was ändert sich? Der Regierungsrat hebt in einer Medienmitteilung besonders das Verbot des in der Bevölkerung beliebten Fütterns von Wildtieren hervor. Wer dagegen verstösst, muss neu mit 200 Franken Busse rechnen. Begründung: Das Füttern könne zur Übertragung von Krankheiten und zu unnatürlichen Veränderungen des Sozialverhaltens der Tiere führen. So sei auch das Füttern von Tauben nicht mehr erlaubt. Von Grün Stadt Zürich heisst es dazu, dass sich beim Taubenfüttern grosse Tiergruppen bilden würden. Dies begünstige nicht nur die Verbreitung von Krankheiten, sondern führe auch zu mehr Verschmutzung durch Kot. Die Rede ist von 80 Tonnen pro Jahr.

Immerhin: Kleine Futtermengen für Singvögel, etwa im Winter in den beliebten Futterhäuschen, bleiben aber erlaubt; ebenso das Füttern von Wasservögeln und Eichhörnchen mit kleinen Futtermengen. Trotzdem sorgt das Verbot für Zoff. aubenfreunde üben ob der Regel heftige Kritik: In einer an die Zürcher Stadt- und Kantonsregierung gerichteten Petition fordern über 1300 Personen, dass betreute Taubenschläge eingerichtet werden. Dort sollen die Tiere artgerechtes Futter sowie medizinische Betreuung erhalten.

«Obdachlose Haustiere»

Gegenüber «20 Minuten» sagt die Taubenaktivistin Lotti Tschanz, dass es sich bei Tauben nicht um Wildtiere handelt, sondern um domestizierte und weitergezüchtete «obdachlose Haustiere» handle: «Die einzige wirksame und tierschutzgerechte Methode, um die Taubenpopulationen auf Dauer zu verkleinern und gesunde Tiere zu bekommen, ist die Einrichtung betreuter Taubenschläge.» Nur so nehme die Präsenz der Futterschwärme in der Stadt und die Belästigung der Stadtbewohnerinnen und -bewohner durch bettelnde Tauben ab.

Tierschützer betonen, dass bei einem Fütterungsverboten eine Unter- und Mangelernährung der Tiere zu befürchten sei. Lotti Tschanz erwartet von den Behörden, dass nicht eine «einfache, billige aber absolut unethische Lösung zur Reduktion der Taubenpopulation umgesetzt wird.»

Bisher zückte die Stadtpolizei den Bussenblock noch nicht. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Menschen, welche sich um die Tauben kümmern, nun verhalten.

Lorenz Steinmann/Goldküste24