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Kultur
24.12.2022

Am Weihnachtszauber in Helsinki

Am studentischen Unabhängigkeitsumzug werden die «Studierendenmützen» getragen. Bild: Anna-Sofia Schaller
Ende November verwandelte sich die finnische Hauptstadt in ein Winterwunderland: Nun werden «Pikkujoulus» – «Vorweihnachtsfeiern» – gefeiert und die Weihnachtsbeleuchtung bestaunt.

Anna-Sofia Schaller

Am 6. Dezember gedachte der studentische Fackelumzug des 105. Unabhängigkeitstags Finnlands.

Am 19. November wurde Helsinki offiziell in Weihnachtsstimmung versetzt – vom Bürgermeister höchstpersönlich: Zum Saisonstart entzündete dieser die weit verästelte Weihnachtsbeleuchtung, welche so manche Passantinnen und Passanten auf den zentralen Strassen «Aleksanterinkatu» oder der «Esplanaadi» ins Staunen versetzte.

«Glögi» und selbst gestrickte Socken

Aus unserem Vorlesungssaal, der auf den Senatsplatz ausgerichtet ist, liessen sich die Weihnachtsvorbereitungen bestens mitverfolgen: Am Fusse des Doms reihten sich Stand an Stand, überragt von einer elegant geschmückten Tanne: Der «Tuomaanmarkkinat» ist der zentralste Helsinkier Weihnachtsmarkt. Dieser unterscheidet sich vor allem durch sein Sortiment von den Zürcher Märkten: Im Angebot finden sich selbst gestrickte Socken, handgemachte Holzkellen, Schmuck und natürlich reichlich Weihnachtsgebäck.

Im lockeren Rahmen vorfeiern

An den meisten Ständen wird auch «Glögi», eine Art süsser Glühwein, angeboten. Das Getränk wird meist mit Mandeln und Rosinen angereichert und wird in der Adventszeit an vielen Strassenecken ausgeschenkt. Glögi wird jedoch nicht nur draussen in der Kälte genossen, sondern gehört auch auf den «Pikkujoulu»-Tisch.

Weihnachtsstimmung auf dem ­Senatsplatz: «Tuomaanmarkkinat». Bild: Anna-Sofia Schaller

«Pikkujoulu», wörtlich «Kleinweihnachten», ist eine finnische Tradition. «Weihnachten ist in Finnland ein sehr familienbezogenes Fest – an den ‹Pikkujoulus› lässt sich Weihnachten mit Freunden im lockeren Rahmen vorfeiern», erläuterte mir eine Freundin das Konzept «Pikkujoulu».

105 Jahre Unabhängigkeit

Zu Beginn der Adventszeit wird auch der finnische Unabhängigkeitstag gefeiert. Am 6. Dezember blickte Finnland auf 105 Jahre Unabhängigkeit zurück. An diesem Feiertag fielen auch unsere Lehrveranstaltungen aus – stattdessen wurden wir von unseren Tutorinnen über die üblichen Festbräuche in Kenntnis gesetzt: «Es hat Tradition, den ‹Itsenäisyyspäivä› in aller Ruhe zu Hause zu verbringen und den ganzen Tag Fernsehen zu schauen», weihten uns unsere Tutorinnen ein. Dabei setze sich das Standardprogramm aus dem Filmklassiker «Tuntematon Sotilas» und der Liveschaltung zum glamourösen Empfang im Präsidentenpalast, der «Linnanjuhlat», zusammen. An die Feier wurden rund 1300 prominente Gäste aus ganz Finnland eingeladen – für landesweiten Medienwirbel sorgen Jahr für Jahr die Outfits der Promis.

Gruss vom Präsidentenpaar

Am Unabhängigkeitstag «Itsenäisyys­päivä» fanden jedoch auch Alternativen zum TV-Marathon statt, wie etwa der Fackel­umzug der finnischen Studierenden. Hierfür trafen wir uns mit Mitstudierenden auf dem Friedhof «Hietaniemi». Der Umzug führte dann quer durch die Stadt und zog gegen Ende auch am Prä­sidentenpalast vorbei. Vom Balkon aus winkten Präsident Sauli Niinistö und «First Lady» Jenni Haukio den Studierenden zu.

Schliesslich endete der Umzug auf dem Senatsplatz. Auf den Domtreppen standen die Fahnentragenden des Umzugs und ein Chor, Reden und musikalische Beiträge bildeten das Grande Finale. Da der Weihnachtsmarkt auf der anderen Seite des Senatsplatzes liegt, war es naheliegend, dass viele Studierende den Umzug mit Glögi und Pfefferkuchen abrundeten.

Unsere Frau in Helsinki

Anna-Sofia Schaller hat bei unserer Zeitung ein Praktikum absolviert und studiert nun während eines Auslandsemesters in Helsinki Philosophie. In einer losen Serie berichtet die schweizerisch-finnische Doppel­bürgerin in den nächsten Monaten über ihre Erlebnisse und das Leben in Helsinki.

Anna-Sofia Schaller Bild: zvg
Anna-Sofia Schaller / Goldküste24