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Kultur
18.12.2022

10 Persönlichkeiten, die Zürich geprägt haben

Von 1336 bis 1798 haben diese Persönlichkeiten die Stadt Zürich geprägt. (Symbolbild) Bild: zuerich.com
Der Verein Ausstellung Zunftstadt Zürich zeigt zehn professionelle Kurzfilme. Sie präsentieren Persönlichkeiten, die von 1336 bis 1798 die Geschichte von Zürich geprägt haben.

Wer kennt sie nicht, diese Orte und Stätten in Zürich, die nach einflussreichen Persönlichkeiten benannt sind? Das Hans-Waldmann-Denkmal, die Rudolf-Brun-Brücke, die Fraumünsterkirche, die Froschaugasse oder den Bullingerplatz. Was die damit verbundenen Personen für die Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürgern leisteten, ist wohl den wenigsten bewusst. Menschen passieren diese Orte, ohne sich darüber Gedanken zu machen; der Verein Ausstellung Zunftstadt Zürich (VAZZ) aber hat genau das getan.

Nachdem 1985 das ehrwürdige Zunfthaus der Zunft zur Letzi aus dem 14. Jahrhundert am Napfplatz renoviert worden war, begann man zu überlegen, wie man dem Publikum das Zunftwesen näherbringen könnte. Der VAZZ organisierte fortan alle fünf Jahre wechselnde Ausstellungen.

Aus 172 Personen 10 ausgewählt

Die neue Produktion unter dem Titel «Geschichte ganz persönlich» stellt anhand zehn professioneller Kurzfilme in einer multimedialen Installation Zürcher Persönlichkeiten in den Mittelpunkt, die von 1336 bis 1798 die Geschichte entscheidend prägten. Das Publikum kann selbst den gewünschten Film via Touchscreen wählen.

Vorgestellt wurde dieser Zeitung das neue Konzept vom Präsidenten des Vereins und Architekten Fritz Haller in der «Letzistube» des Zunfthauses. «Zu dieser Stube hat übrigens jeder ‹Zeufter› einen Schlüssel», betonte er. «Mit diesem Haus bin ich innigst verbunden, denn es wurde erworben, als ich gerade 19 Jahre alt war, und ich habe das damals live miterlebt.» Auf die Frage, was er für eine Position in der Zunft innehabe, meinte er: «Ich bin ein ganz normaler ‹Zeufter›.»

Aus einer Auswahl von 172 Namen von Persönlichkeiten, die Zürich historisch mitprägten und meist einer Zunft zugehörten, wurde schliesslich eine Liste von zehn Personen erstellt: Frauen und Männer – naturgemäss hauptsächlich Männer – von Stadt und Land mit unterschied­lichen Berufen und Einflussbereichen. Diese zehn sind jeweils in einem vierminütigen Kurzfilm porträtiert.

Produziert wurden die Filme des VAZZ vom Regisseur, Drehbuchautor und Filmer Lorenz Forster, der sich auf die arbeitsintensive Recherche von Historiker Markus Brühlmeier und andere Quellen stützte. Es wurden Schauspielerinnen und Schauspieler, Laien und unzählige Statisten engagiert. Viele Gönnerinnen und Gönner, unter anderem die Stadt und zwei Stiftungen, finanzierten die Produktion.

Die letzte Äbtissin

Diese Zeitung hatte die Gelegenheit, alle zehn Porträts anzusehen. Auf speziellen Wunsch wurde mit dem Film über die letzte Äbtissin des Fraumünsterklosters, Katharina von Zimmern (1478–1547), gestartet. Die Äbtissin übergab – angeblich freiwillig – die Fraumünsterabtei der Stadt Zürich, wodurch dem Staat gewaltige finanzielle Mittel zuflossen. Die Übergabe war wegbereitend für die Säkularisierung aller Klöster in Zürich. Eine Bedingung war, dass die Einnahmen zur Versorgung der Armen eingesetzt wurden. So übernahm die Stadt die Verantwortung für das Fürsorgewesen.

Bauer, Weberin, Bürgermeister, ...

Der zweite Film porträtiert den «philosophischen Bauern» Jakob Guyer (1665–1690), genannt Kleinjogg. Der an Agrar­reformen interessierte Bauer wurde dank der Publikation eines Zünftlers zum Musterbauern der Nation, gewissermassen zum Pionier des Bioanbaus.

Weiter ging es mit dem Film über die Weberin Ursula Sutter (1548–1575). Die Witwe hinterliess ihrem Sohn Caspar ­Wüest ein «Tüechli-Gwerb», das zu den ­Innovationskernen der Zürcher Textil­industrie zählte. Das Textilgewerbe legte damals den Grundstein, wodurch Zürich zur wirtschaftlich führenden Schweizer Stadt wurde.

Es folgten noch sieben andere Filme: Rudolf Brun, erster Bürgermeister von Zürich, der erst kürzlich wegen Antisemitismusvorwürfen im Gespräch war. Hans Waldmann, Heerführer und ebenfalls Bürgermeister. In dieser Funktion setzte er neue Massstäbe bei der Verwaltung des Untertanengebiets, doch sein forsches Vorgehen kostete ihm den Kopf.

... Buchdrucker, Chirurg, Henker

Reformator Heinrich Bullinger war Nachfolger von Zwingli als Vorsteher der Zürcher Kirche. Christoph Froschauer, Buchdrucker; ohne seine Arbeit wäre die Reformation undenkbar gewesen. Er druckte die erste vollständig ins Deutsche übersetzte reformierte Bibel der Welt.

Jakob Ruf, Chirurg und Schriftsteller, trug durch sein Geburtshilfe-Buch zur Professionalisierung der Hebammen bei. Salomon Hirzel, Bürgermeister, war an einer der umfangreichsten Reorganisationen und Sanierungen der Zürcher Verwaltung beteiligt. Zuletzt die Geschichte vom Scharfrichter Jakob Volmar: Da sich der Henker­beruf jeweils in der Familie vererbte, sah sich diese gezwungen, an den Kaiser für einen Namenswechsel zu appellieren, der ihr gewährt wurde.

Mit dem neuen Namen Steinfels konnten die Nachkommen nicht mehr stigmatisiert werden. Heute sitzt bereits in zweiter Generation ein Vertreter als Zunftmeister für die Zunft zur Saffran im Kleinen Rat. Diese Zusammenfassung wird den herausragenden Persönlichkeiten keineswegs gerecht – die aussagekräftigen Kurzfilme tun es.

Geöffnet ist die Ausstellung im Zunfthaus der Zunft zur Letzi im Niederdorf jeden Sonntag.

Zunftstadt Zürich, Obere Zäune 19, 8001 Zürich

Ausstellung jeden Sonntag von 13 bis 17 Uhr, ausser an Feiertagen

www.zunftstadt.ch

Jeannette Gerber/Goldküste24