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09.12.2022

Die Limmattalbahn bringt nicht nur Freude

Endstation Altstetten: Die Limmattalbahn hält vor dem Bahnhof, zum Umsteigen auf Zug oder Bus muss man die Strasse überqueren. Bild: Lorenz Steinmann
Stadtrat Michael Baumer, der für den ÖV verantwortlich ist, lobt die vielen Vorteile der Limmattalbahn. In Altstetten jedoch klagen Quartierverein und Gewerbeverein über Nachteile wie Parkplatzabbau und Umwegfahrten.

Thomas Hoffmann

«Wir waren wenig begeistert von den Plänen der Limmattalbahn», sagt Esther Leib­undgut, Präsidentin des Quartiervereins Altstetten. «Die befürchteten Nachteile wie Staus am Bahnhof Altstetten und am Farbhof sowie Rückstaus vom Kreisel in Schlieren sind eingetroffen.»

Tobias Schärli, Präsident des Gewerbevereins Altstetten-Grünau, beanstandet am Farbhof vor allem die fehlende Möglichkeit, aus der Karstlernstrasse Richtung Schlieren in die Badenerstrasse abbiegen zu können. Diese Verkehrsbeziehung sei für das Erreichen der Autobahn wichtig. «Gewerbebetriebe und Quartierbewohner aus diesem Gebiet sind somit zu Umwegfahrten gezwungen.» Und die bringen zudem mehr Lärm für die Quartier­bewohnerinnen und -bewohner.

Weniger Parkplätze

Aus der Hohlstrasse könne man zwar noch in die Saumackerstrasse abbiegen. Nach dem Willen der Stadt soll aber auch diese Verkehrsbeziehung aufgehoben werden. «Der Privatverkehr wird also immer mehr vom Bahnhof abgehängt.» Für die neue Haltestelle der Limmattalbahn habe man beim Bahnhof 41 Parkplätze aufgehoben, 8 vor dem Bahnhofgebäude neu geschaffen.

Kommentar

Zum Glück fährt hier nicht auch noch die Tramlinie 2

Nicht nur die Stadt Zürich wächst – das Limmattal ebenfalls. Das führt zu mehr Verkehr, den man mit der Limmattalbahn auffangen möchte. Der Erfolg wird nicht lange auf sich warten lassen, die Glattalbahn und das Tram Zürich-West haben es gezeigt.

Die Stadt Zürich allerdings torpediert den Erfolg. Beim Farbhof sorgt sie für unnötige Umwegfahrten der Automobilisten. Und beim Bahnhof Altstetten hält die Limmattalbahn ­mitten auf der Strasse. Links und rechts zwängen sich Autos und Busse vorbei. Wenn man den Zug schon einfahren sieht, wird das Umsteigen trotz Ampel zum Risiko.

Und hier wollte der Stadtrat auch noch das Tram 2 halten lassen. Zumindest diesen Fehlentscheid hat der Widerstand aus dem Quartier verhindert.

Thomas Hoffmann, Redaktionsleiter

«Für Handwerker wird es immer schwieriger, in diesem Bereich Parkplätze zu finden», stellt Schärli fest. Vor allem auch, weil die Stadt plane, in der angrenzenden Saumacker- und Alt­stetterstrasse alle Parkplätze aufzu­heben. «Wie soll der Schreiner, der Elektriker oder der Sanitär bei Liegenschaften in diesem Bereich noch Reparaturen vornehmen können?», fragt der Präsident des Gewerbevereins. Trotz Kahlschlag bei den Parkplätzen bleibe die Stadt eine ­Lösung mit einer Parkkarte oder spezifischen Gewerbeparkkarten schuldig.

«Der Bahnhof Altstetten», ergänzt Esther Leib­undgut, «ist nur noch eine Steinwüste, die im Sommer vor Hitze flimmert.»

«Grosse Vorteile für das Quartier»

«Als Stadtrat, der für den ÖV verantwortlich ist», so Michael Baumer, «ist für mich die Eröffnung der Limmattalbahn eine grosse Freude.» Sie bringe grosse Vorteile für die Stadt Zürich, insbesondere das Quartier Altstetten. «Die Anzahl Verbindungen pro Stunde zwischen Bahnhof Altstetten und der Stadtgrenze erhöht sich», sagt der Vorsteher der Industriellen Betriebe, «und das Quartier Altstetten erhält attraktive Direktverbindungen ins Limmattal.» Das fördere zugleich die umweltfreundliche Mobilität.

Nachteile kann Stadtrat Baumer «beim besten Willen keine sehen». Im Limmattal streben die Kantone Zürich und Aargau einen ÖV-Anteil von mindestens 60% an. Die LTB trage wesentlich zur Erreichung dieser Ziele bei, «indem sie dank schneller und attraktiver Verbindungen einen erheblichen Teil des wachsenden Verkehrsaufkommens von der Strasse auf die Schiene bringt», lobt Michael Baumer. Sie reduziere dadurch Lärm, CO2-Emissionen und Verkehrsrisiken, das führe zu einer höheren Lebensqualität.

«Tramhaltestelle direkt am Lindenplatz ist sehr wichtig»

Eng verbunden mit der Limmattalbahn ist die Tramlinie 2, die bis nach Schlieren verlängert wurde. Der Stadtrat mit dem damaligen ÖV-Chef Andres Türler wollte das 2er-Tram an den Bahnhof Altstetten umleiten. Von hier aus hätte es auf den Gleisen der Limmattalbahn bis Schlieren fahren sollen. Aber das Quartier wehrte sich erfolgreich dagegen und erhielt im Gemeinderat von der SP bis zur SVP breite Unterstützung. Das Resultat: Die Tramlinie 2 führt weiterhin quer durch Altstetten. Erst am Farbhof trifft das Tram auf die Limmattalbahn.

«Aufgrund des Entscheids, die bestehende Führung beizubehalten, wurde das Parallelangebot der Buslinien 83 und 89 entsprechend erweitert», sagt der heutige Chef der VBZ, Stadtrat Michael Baumer. «Auch das ist eine gute Lösung.»

Für Quartiervereinspräsidentin Esther Leibundgut ist es «ein Gewinn», dass die ursprüngliche Route beibehalten wurde. «Der Lindenplatz als Kern des Quartiers ist weiter eingebunden und behält seinen Charakter als Mittelpunkt.» Ähnlich sieht es Gewerbepräsident Tobias Schärli: «Für die Läden und Gewerbebetriebe am Lindenplatz ist eine Tramhaltestelle direkt am Platz sehr wichtig.» (hot.)

Thomas Hoffmann / Goldküste24