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07.12.2022

Sumpfrohrsänger – «The Voice of Switzerland» 2023

Der Sumpfrohrsänger ist ein virtuoses Gesangstalent. Bild: Birdlife Schweiz
Der kleine braune Singvogel wirkt auf den ersten Blick eher unscheinbar, doch der Sumpfrohrsänger ist ein virtuoses Gesangstalent. BirdLife Schweiz hat den Sumpfrohrsänger zum Vogel des Jahres gewählt.

Der Sumpfrohrsänger ist ein unscheinbarer, graubrauner Singvogel, etwas kleiner als ein Spatz. Doch durch seinen auffälligen und aussergewöhnlichen Gesang ist er schon von weitem zu erkennen.

Singstar und Nachahmer

Vor allem in der Dämmerung und nachts trägt er seinen fast ununterbrochenen Schwall aus quirlenden und pfeifenden Lauten vor. Besonders sind dabei die Imitationen der Stimmen anderer Vogelarten, die er in seinen Gesang einbaut. Bei einigen Individuen konnten bereits Imitationen von über 200 verschiedenen Vogelarten nachgewiesen werden.

Dabei beschränkt sich der Sumpfrohrsänger nicht nur auf Vogelstimmen, die er hierzulande lernt, sondern imitiert sogar Vögel aus dem südöstlichen Afrika, deren Gesänge und Rufe er im Winterquartier und auf dem Zugweg aufgeschnappt hat. Dieser Imitationsreichtum ist in der europäischen Vogelwelt einmalig, wie BirdLife Schweiz schreibt.

Heimlicher Sommergast 

Der Sumpfrohrsänger kommt Mitte bis Ende Mai aus seinen afrikanischen Überwinterungsgebieten zurück und ist damit einer der spätesten Ankömmlinge der hiesigen Vogelwelt. Auf seinen Zugwegen legt er zweimal im Jahr Distanzen von ca. 10'000 Kilometern zurück.

In der Schweiz angekommen, besiedelt er feuchte Lebensräume mit dichter Vegetation und brütet gerne in Grabenböschungen und Verlandungszonen von Seen. Er bewegt sich geschickt in einer dichten Vegetation von Hochstauden, Schilf und Weidengebüschen und bleibt dabei meist gut versteckt.

Der Sumpfrohrsänger ernährt sich von Insekten, die er in der dichten Vegetation erbeutet. Das Nest wird in senkrecht stehenden Hochstauden mit ausreichend Blättern und Querverzweigungen gebaut.  

Akuter Lebensraumverlust 

In den letzten 150 Jahren wurden über 90 % der Feuchtgebiete in der Schweiz entwässert und zerstört. Insbesondere die eher trockeneren Teile der Feuchtgebiete wurden bei Meliorationen in Ackerland umgewandelt. Bäche und Gräben wurden trocken gelegt oder eingedolt und Büsche und andere Vegetation gerodet. Ausserhalb von Schutzgebieten finde der Sumpfrohrsänger daher kaum mehr geeignete Brutgebiete, so BirdLife Schweiz. Dazu komme, dass Grabenböschungen oftmals viel zu früh und zu radikal geschnitten würden, wodurch Nester und Bruten des Sumpfrohrsängers zerstört würden.

Ökologische Infrastruktur als Weg in die Zukunft  

Die meisten Sumpfrohrsänger findet man heute noch in Feuchtgebieten, bei denen es sich um Schutzgebiete, wie z. B. um Flachmoore oder Auengebiete von nationaler Bedeutung handelt. Um das Überleben des Sumpfrohrsängers und weiterer Feuchtgebietsarten langfristig zu sichern, müssen bestehende Gebiete vergrössert und weitere Flächen im Rahmen der ökologischen Infrastruktur als Schutzgebiete ausgeschieden werden, ist BirdLife Schweiz überzeugt.

Zerstörte Feuchtgebiete gelte es zum Teil wiederherzustellen, so BirdLife Schweiz. Die neu geschaffenen Gebiete, wie auch die bestehenden Kerngebiete, müssen in gutem Zustand erhalten werden, damit die Qualität für den Sumpfrohrsänger und weitere gefährdete Arten dieses Lebensraums langfristig erhalten bleibt.

Zürioberland24/Goldküste24