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Kultur
24.04.2022

Mythos «Tell» bröckelt – Weltbuchtag Schweiz

Der Tag wurde von der Unesco eingerichtet. (Symbolbild) Bild: Goldküste24
1499 öffentliche Bibliotheken liehen 2020 gemäss dem Bundesamt für Statistik 40,2 Millionen Bücher aus. Seit dem 23. April 1995 gilt er als Aktionstag für das Lesen.

Der Weltbuchtag ist ein seit 1995 von der UNESCO eingerichteter Aktionstag für das Lesen, für Bücher, für die Kultur des geschriebenen Wortes und auch für die Rechte ihrer Autoren.

William Shakespeare – St. Georg

Der 23. April geht auf den Georgstag zurück. In der katalinschen Tradition werden zum Namenstag des Volksheiligen St. Georg Rosen und Bücher verschenkt. Er geht ausserdem auf vermutete Geburts- und Todestage berühmter Meister zurück, z.B. William Shakespeare, der vermutlich am 23. April 1616 zur Welt kam.

Deutschland

In Deutschland werden am höchsten Feiertag der Bibliophilen Büchergutscheine an die Schüler verteilt. Diese Gutscheine können bei ausgewählten Buchhändlern eingelöst werden.

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels (Baden-Württemberg) hat eine Spendenaktion eingerichtet, an dem pro verkauften Buches 25 Cent an ein UNICEF-Projekt gespendet wird. Darunter fällt z.B. das Projekt: Lese- und Schulförderung in Afrika.

Katalonien

An Sant Jordi, dem 23. April, bieten die Buchhändler ihre Ware zu Vorzugspreisen an Strassenständen feil. Als Zeichen der Wertschätzung und Zuneigung schenkt die Frau dem Mann ein Buch. Die Männer verschenken aus Tradition rote Rosen.

China

Am 23. April 2022 wurde die erste nationale Lesekampagne gestartet. Ebenso ging am selben Tag in den chinesischen sozialen Medien eine Bücherliste viral, deren Inhalt Empfehlungen von Präsident Xi Jinping war.

 

Das diesjährige Lieblingsbuch des Deutschschweizer Buchhandels heisst «Tell» von Joachim B. Schmidt. Dies teilte der Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV) mit.

Der Roman «Tell» stand in der engeren Auswahl von fünf. Auf der Liste standen: 

  • «Dschinnns» von Fatma Aydemir
  • «Das Flüstern der Feigenbäume» von Elif Shafak
  • «Ursprung» von Eva Tind
  • «Harlem Shuffle» von Colson Whitehead

Der Mythos bröckelt

Im Buch «Tell» geht es um die Familie Tell und gleichzeitig den für die schweizerische Identität so wichtigen Mythos. Der Autor, der in Island lebt, hat formal einen Bogen von Island in die Schweiz gespannt und eine wirklich neue Geschichte erzählt.

In den Schulen bröckelt der Mhytos der Figur Tell und wird nur noch als Gründungssage erzählt und doch bleibt ein Rest. Denn die wackeren Treichler, stämmigen Verweigerer gegen die Obrigkeit, tapferen Ureidgenossen lassen sich durch nichts und niemanden ihre Freiheit nehmen.

Der Mythos Tell, eine Schlagader des helvetischen Selbstbewusstseins und nicht zuletzt der Tourismusmaschinerei gehört zum genetischen Code einer ganzen Nation. Schiller machte die Geschichte zu einem Heldendrama.

Erstaunlich, dass ein Ausgewanderter sich traut, den Stoff neu zu erzählen.

Kampf gegen sich selbst

Ein Jäger und Bauer kämpft in dem Buch gegen ein mehrfaches Trauma. Das Leben von diesem Tell ist ein Kampf, den er irgendwann bezahlen muss.

Er kämpft am meisten gegen sich selbst, Gessler gegen die Rolle, die man ihm aufzwingt und Harras gegen die Ahnung, nie das zu werden, was er sich als Mann zuschreibt. Der Roman erzählt aber auch die Geschichte der Frauen dieser drei Männer.

Mehr als 40 Millionen Bücher wurden 2020 ausgeliehen. Bild: Goldküste24
Patricia Rutz/Goldküste24