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Sport
01.02.2022

Er will sich ganz nach oben kämpfen

Verfolgen gemeinsam grosse Visionen: Der Schaffhauser Unternehmer David Togni (l.) hat im Januar 2022 das Management von Profiboxer Ramadan Hiseni übernommen. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
Ramadan Hiseni gehört zu den Schweizer Nachwuchshoffnungen im Boxsport. 2019 sicherte er sich den WBC-Mittelgewichts-Junioren-Titel. Anfang März steht sein erster Kampf in der Hauptkategorie bevor.
  • Ein Gespräch über seine Ziele.

Er träumt von den Top 3 in den Weltranglisten: Mit 23 Jahren wurde Ramadan Hiseni 2019 zum ersten Mal WBC-Jugend-Weltmeister. Und das vier Monate nachdem er in eben dieser Kategorie den silbernen Gürtel gewann. In den nächsten Jahren verfolgt der bisher ungeschlagene Sportler (14 Profi-Kämpfe) grosse Ziele, wie er im Interview mit dem «Bock» sagt. Erstmals mit dabei ist sein neuer Manager: der bald in Dörflingen wohnhafte Unternehmer David Togni.

Hunger nach grossen Zielen

Im WBC (World Boxing Council) Ranking – einem der vier weltweit angesehenen Box-Verbände – klassiert sich der in Volketswil wohnhafte Ramadan Hiseni mit seinen bisherigen Leistungen auf Rang 38 über alle Altersklassen. «Es macht mich schon stolz, dass ich in meinem Alter einen Namen in den World Rankings habe», so Ramadan Hiseni. Bescheiden, wie er das sagt, tritt er auch beim Interview auf. «Humble. Hungry. Hiseni.» prangt es auf dem schwarzen Pullover des Sportlers. Passender könnte es kaum sein: Der Hunger nach dem intensiven Training, den hoch gesteckten Zielen und dem Erfolg auf Weltniveau gehören ebenso wie die Bescheidenheit zum Charakter des 25-Jährigen. 

Schon früh begeisterte sich Ramadan Hiseni für Kampfsportarten. Bis er 15 Jahre alt war, boxte er jedoch nur zuhause als Hobby und spielte im Verein Fussball. Seine Anfänge im Boxsport machte Ramadan Hiseni bei einem Dübendorfer Club, mittlerweile trainiert er beim Chilas Boxing Club in Andelfingen. Schnell entfachte seine Leidenschaft: «Seit Tag eins im Ring wusste ich, dass ich nur noch boxen will.» Je ambitionierter seine Ziele wurden, desto intensiver auch die Trainings. So entschied sich Ramadan Hiseni seine Lehre zum Logistiker abzubrechen und sich 100 Prozent auf den Sport zu konzentrieren. Um dem Traum, vom Boxsport leben zu können, näher zu kommen, unterstützt der Schaffhauser Unternehmer und Gründer vom Social Fashion Label Love Your Neighbour sowie von der Kosmetik Linie Skindividual, David Togni, den jungen Boxer seit einem Jahr als Mentaltrainer und seit diesem Jahr neu als Manager.

Vier Kämpfe pro Jahr

Aktuell bereitet sich Ramadan Hiseni auf seinen ersten Kampf dieses Jahr, am 4. März im Stadthofsaal in Uster, vor. Die spezifische Vorbereitung beginnt jeweils acht Wochen vor einem Kampf: Aus Training, Ernährung und Regeneration muss dann alles rausgeholt werden. «Dazu gehört, beim Wiegen am Tag vor dem Wettkampf in der Limite zu sein», so Ramadan Hiseni, der bei 1,82 Metern jeweils auf 72,5 Kilogramm abnehmen muss – während sein Normalgewicht bei etwa 80 Kilogramm liegt. 

Bereits jetzt erhält der 25-Jährige Anfragen aus der ganzen Welt. «Gerade letzte Woche be-kam ich das Angebot für einen Kampf in Dubai mit einem Preisgeld in immenser Höhe.» Doch gemeinsam mit seinem neuen Manager entschied er sich dazu abzulehnen. «Ein gutes Matchmaking – also eine sinnvolle Jahresplanung – ist wichtiger als ein grosser Kampf. Mehr als vier Kämpfe pro Jahr liegen nicht drin», erklärt David Togni. Es gilt, um die richtigen Titel zu kämpfen.

Nach 14 Kämpfen ungeschlagen: Ramadan Hisenis Traum ist es, in die Top 3 Rankings der Welt zu kommen und in Las Vegas um einen der grossen Titel zu kämpfen. Bild: zVg. / Sebastian Wells

Über 5 Stunden Training täglich

Pro Kampf gilt es für Ramadan Hiseni in seiner aktuellen Kategorie maximal 10 Runden à 3 Minuten zu kämpfen. Dafür trainiert er fünf bis sieben Stunden täglich: neben Partnerübungen gehört spezifisches Kraft-, Konditions- und Ausdauerdauertraining dazu. «Und etwa 70 bis 80 Prozent macht die mentale Einstellung aus», schätzt Ramadan Hiseni.

«Die meisten Boxer erreichen ihren Karrierehöhepunkt mit etwa 30 Jahren», so David Togni, der seinem Schützling in den kommenden Jahren viel zutraut: Bis im Frühling 2022 in die Top 30 gelangen, bis Ende 2023 die Top 10 erreichen. Das Fernziel: In die Top 3 der Weltranglisten kommen. «Jetzt beginnt die spannende und entscheidende Zeit», sind sie sich einig.

Trotz zwei Jahren Zwangspause durch Corona erinnert sich Ramadan Hiseni sehr gut an die Gefühle und Emotionen beim Einlaufen ins Stadion: «Das ist der Moment, in dem ich zeigen kann, wie gut ich vorbereitet bin. Der Körper funktioniert einfach, den Schmerz spürt man im Ring nicht.» Was Ramadan Hiseni am Boxsport besonders fasziniert? «Im Ring ist man ganz auf sich alleine gestellt. Wenn etwas passiert, bist du selbst dafür verantwortlich.» 

Der grosse Traum von Ramadan Hiseni ist es, eines Tages in Las Vegas zu kämpfen. «Das ist der Hotspot. Wer Las Vegas erreicht, kann überall kämpfen.» Doch nun gilt es den Fokus auf das nächste Nahziel zu legen: den Kampf am 4. März in Uster vor Heimpublikum.

Lara Gansser, Schaffhausen24/Goldküste24