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23.12.2021
23.12.2021 19:18 Uhr

Weihnachtsbaum einst Paradiesbaum?

Am Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten Adam und Eva sowie eine Schlange zum traditionellen Christbaumschmuck. Bild: Pixabay
Bei den mittelalterlichen Paradiesspielen vom 24. Dezember wurde ein Paradiesbaum verwendet. Die ersten Weihnachtsbäume im Elsass waren mit Äpfeln, Backwaren und bunten Papierblüten geschmückt.

Es sind aktuelle Erkenntnisse der Forschung, welche sagen, der Weihnachtsbaum habe sich aus dem Paradiesbaum entwickelt.

Nach vorliegenden Quellen waren die ersten bekannten Weihnachtsbäume im Elsass mit den gleichen Elementen geschmückt wie der Paradiesbaum. Da der 24. Dezember in der Liturgie der Gedenktag von Adam und Eva ist, gehörten sie in Nordeutschland auch zum traditionellen Christbaumschmuck. Eva wurde durch eine Schlange dazu verleitet, einen Apfel vom Baum der Erkenntnis zu essen.

Vor dem 19. Jahrhundert wurden vor allem Äpfel, Nüsse, Gebäck und Zuckerzeug an den Baum gehängt, weswegen er auch mancherorts Zuckerbaum hiess.

 

Im Weltkrieg alles anders

Neben Süssigkeiten kamen auch vergoldete und versilberte Elemente ins Spiel. Die Familie stellte den Christbaumschmuck her, denn man konnte ihn nirgends kaufen. Für jedes Weihnachtsfest wurde anhand von Bastelanleitungen neuer Christbaumschmuck hergestellt.

Bis im 20. Jahrhundert Glasschmuck und industriell gefertigte Lametta diesen Brauch verdrängte.

Im ersten Weltkrieg wurde in Form von Bomben, Granaten, Kriegsschiffen und Flugzeugen Christbaumschmuck produziert. Auch das eiserne Kreuz zierte Christbaumkugeln.

Im zweiten Weltkrieg schmückten NS-Angehörige ihre Weihnachtsbäume mit Kugeln an denen NS-Symbole (Hakenkreuz oder der Kopf von Hitler) drauf waren.

Gut sind Kriegssujets nicht mehr auf den Christbaumkugeln. Bild: Pixabay

Vom Tier bis zum Spielzeug

Aus den ältesten Berichten geht hervor, dass fast ausschliesslich essbarer Baumbehang an den Christbäumen war. Seit dem 18. Jahrhundert waren Model-Gebäcke aus einem Teig üblich.

Viele Motive, die als Baumschmuck bekannt waren, hatten mit Weihnachten nichts zu tun, sondern kamen aus dem jeweiligen Zeitgeist. Häufig waren es Tiere oder Spielzeug. Im 19. Jahrhundert waren es dann Lebkuchen mit Oblaten beklebt.

Strohsterne sind noch häufig in Gebrauch. Bild: Pixabay

Zuckerzeug und Strohsterne

Auch Zuckerzeug wie Zuckerstangen waren als Schmuck sehr bekannt. Der Zuckerbäcker fertigte grosse Mengen von solchen Figuren für Weihnachten an. Dazu kamen auch Figuren aus Marzipan.

Bis ins 21. Jahrhundert hält sich die Tradition von Baumschmuck aus verschiedenen Materialien, wie Papier, Stroh und Watte. Häufig verwendet werden immer noch Strohsterne.

Glitzernde Glaskugeln

Der Legende nach stammt die Idee, farbige Kugeln aus Glas für den Christbaum herzustellen von einem Glasbläser aus Thüringen, der sich im Jahr 1847 die teueren Walnüsse und Äpfel nicht mehr leisten konnte und stattdessen Glasschmuck aufblies. Belegen kann man diese Geschichte nicht, nur dass das Rohmaterial von einer Glashütte bezogen werden musste und auch seinen Preis hatte.

Aus dem Auftragsbuch eines Glasbläsers 1848 geht hervor, dass er über sechs Dutzend Weihnachtskugeln in verschiedenen Grössen nicht für den eigenen Bedarf hergestellt hat.

  • 1867 wurde in Lauscha die Massenanfertigung durch den Bau einer Glasanstalt ermöglicht.
  • 1870 gelang es Justus von Liebig, Glaskörper mit einer Silberlösung zu beschichten und zum Glänzen zu bringen. 
  • 1880 wurden die ersten Christbaumkugeln in die Vereinigten Staaten importiert.
  • 1907 erhielt die Produktion einen Auftrieb und die Gewinnmargen für die Glasbläser stiegen.

Durch den Export der Glaswaren konnte die Inflation und Wirtschaftskrise gemildert werden.

Thüringer Baumschmuck ist immer noch sehr bekannt. Bild: Pixabay
  • Die Thüringer Hersteller waren fast konkurrenzlos. In Gablonz im damaligen Böhmen wurden vor allem dünne Glasröhrchen hergestellt.
  • Noch vor dem ersten Weltkrieg kam eine Wiener Firma dazu, ab den 1930er Jahren kamen dann weitere Hersteller von Glasschmuck aus Polen und den Vereinigten Staaten dazu.
  • Nach dem zweiten Weltkrieg nahmen Familienbetriebe die Fertigung wieder auf. Später übernahmen volkseigene Betriebe in der DDR die maschinelle Massenproduktion.
  • In den 1950er Jahren kamen in Deutschland Kugeln aus Kunststoff in Mode.
  • In der Glasbläserstadt Lauscha wird heute noch traditionelle Handwerkskunst betrieben.
  • Heute trifft man überall auf eine grosse Auswahl an Christbaumschmuck.

Kerzen als Beleuchtung

Die ersten Weihnachtsbäume waren noch nicht beleuchtet. Vom gehobenen Bürgertum kam der Brauch auf, den Baum mit Kerzen zu schmücken. Sie setzte sich später allgemein durch. Der Bienenwachs war aber immer sehr teuer, deshalb war man froh, als Stearin (1818) und Paraffin (1837) erfunden wurde, da die Kerzen preisgünstiger wurden.

Anfangs war die Befestigung der Kerzen ein Problem, die allerlei Erfindungen nach sich zogen, bis 1867 die ersten Kerzenhalter für Christbäume patentiert wurden. 

1901 warb General Electric Company für die ersten elektrischen Christbaumkerzen. Die elektrische Christbaumbeleuchtung verbreitete sich in den 1920er Jahren. Seit 1950 werden aus Sicherheitsgründen hauptsächlich elektrische Kerzen verwendet.

1867 wurden die ersten Kerzenhalter für Christbäume patentiert. Bild: Pixabay

Wie Eiszapfen

Lametta wurde 1878 als Neuerung in Nürnberg entwickelt. Lametta ist silbern, weil es Eiszapfen symbolisiert. Ende des 20. Jahrhunderts war Lametta dann auch goldig erhältlich. Oft wird Lametta auch durch Schleifen oder Bänder ersetzt.

Patricia Rutz/Goldküste24